Volltext: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (6 (1916))

12.10. della Valle, H., Benediktinerinnenklöster des Bistums Osnabrück

Literatur.

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„flüchtig“, ähnlich wie „abspenstig“ (— „abspinnend“, nach dem von
der Spindel abgeirrten Faden), „abtrünnig“ (von trennen, also „ab-
gesondert“). „Averunstich werden“ heißt demnach „flüchtig werden“,
„entrinnen“; der Mönch war ja dem Kloster entlaufen (vgl. die bei
Schiller-Lübben a. a. O. I, 1872, S. 32, s. v. „afrunstig“ abgedruckte
Stelle aus einem niederdeutschen Rechtsbuch des 16. Jahrhunderts: „wirt
eynen affrunstigen manne syn guot besadt mit gerichte, den darff men
nicht verladen noch vorbaden, sunder der cleger sal dat gudt upbeden“
usw.). In der Form „afrunnig“ begegnet das Wort auch im Sachsen-
spiegel (Ausgabe von Homeyer, 3. Auf!., 1861) II S. 40, 4, wo von ent-
laufenem Vieh die Rede ist. Und dasselbe Bild wie unsere Zinnaer Ur-
kunde braucht schon das aus dem 13. Jahrhundert stammende, auf
Rudolf von Ems zurückgehende mittelhochdeutsche Passional (her-
ausgegeben von Köpke, 1852), wo es 8. 228, 3 heißt: „ein abrinnec
münch er hiez“ (vgl. Müller-Zarncke, Mittelhochdeutsches Wörter-
buch II, 1863, S. 718). — Der arme Zinnaer Mönch wird zwar von Hoppe
(S. 98) zu Unrecht des mehrmaligen Entweichens beschuldigt; denn
mit „aver“ — abermals, wiederum, hat „averunstich“ nichts zu tun.
Bonn. H. Nottarp.

H. della Yalle, Die Benediktinerinnenklöster des Bistums
Osnabrück im Mittelalter; Yerfassungs-, wirtschafts- und
ständegeschichtliche Studien. Münsterische phil. Disser-
tation. Osnabrück, Kisling 1916. 160 S. (Auch in den
Mitteilungen des Yereins für Geschichte und Landeskunde
zu Osnabrück, Band XXXIX.)
Es mehren sich die wissenschaftlichen Untersuchungen zur Ge-
schichte einzelner Stifter und Klöster. Selbst in dem an Klosterstiftungen
gar nicht überreichen Altwestfalen haben nach Kötzschkes vorbild-
lichen Studien über Kloster Werden jetzt außer den Domkapiteln bereits
Überwasser und St. Mauritz in Münster, Busdorf in Paderborn, Vreden,
Meschede, Herzebrock, Marienfeld, Dalheim. Willebadessen, Börstel u. a,
ihren Bearbeiter gefunden. Ihnen reiht sich della Valle in einer Münste-
rischen philosophischen Dissertation über die Osnabrücker Benediktine-
rinnenklöster Gertrudenberg, Ösede und Malgarten an.
Es ist eine tüchtige Arbeit, die sich allen einschlägigen Fragen zu-
wendet und mit warmer Heimatliebe geschrieben ist. Vor vielen anderen
derartigen Arbeiten hat sie voraus, daß sie sich nicht auf das gedruckte
Quellenmaterial beschränkt und daß sie vielfach die anderen Frauen-
klöster des Bistums zum Vergleich heranzieht. Die drei genannten Klöster
sind ungefähr gleichzeitig in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts,
aber nach verschiedenen Rechtsprinzipien gegründet worden, Gertruden-
berg als bischöfliche Stiftung, Ösede und Malgarten als laikale Grün-
dungen der Edelherren von Ösede bzw. der Grafen von Tecklenburg, aber
aus der Zeit des sinkenden Eigenkirchenrechts, was bei ösede darin zu-

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