Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (6 (1916))

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Eduard Eichmann,

von beiden Teilen persönlich beschworen. Dann begnügt
sich der Papst mit einem Versprechen oder seinem „aposto-
lischen Wort“; aber Legaten schwören noch in animam eins.
Dann hört auch das auf und der Eid wird seit Lothar II.
nur mehr vom Kaiser geleistet. Zwar die gegenseitige fide-
litas bleibt bestehen, aber sie ist nicht mehr die zwischen
zwei gleichstehenden Mächten, sondern die zwischen supe-
rior und subditus oder zwischen dominus und vasallus. Ein
theologisches Gutachten für Clemens V.1) gibt zu, daß der
Papst dem Kaiser zur fidelitas verpflichtet sei „wie der
Herr dem Vasallen oder wie der Vorgesetzte dem Unter-
gebenen“; aber einen Eid leiste der Papst dem Kaiser
nicht, weil er dadurch ein subiectus des Kaisers würde. —
Alexander von Roes hat zu Ende des 13. Jahrhunderts in
seiner notitia saeculi c. I2) den Wandel der Dinge treffend
gezeichnet: das Reich konnte nicht mehr tiefer sinken ohne
zu verschwinden und das Sazerdotium nicht mehr höher
steigen, ohne unter Preisgabe seiner apostolischen Aufgabe
sich in einen Weltstaat zu verwandeln. Einen nicht ge-
ringen Anteil an der Entwicklung dieses päpstlichen Im-
perialismus hat die Konstantinische Schenkung, deren
kirchenpolitische Bedeutung noch viel zu wenig gewür-
digt ist.

III.
Der Eid für die Römer.
Nach Ordo Cencius II hat der deutsche König am Tage
der Krönung während des Einzuges in die Stadt den Römern
dreimal zu schwören. Das erstemal nach dem Abstieg vom
Monte Mario „ad ponticellum“. Dieses Brücklein läßt sich
an der Hand zweier späterer Krönungsberichte topogra-
phisch noch einigermaßen bestimmen. Cum ad parvum
pontem Almacie, qui recte in bivio situs est super modicam
aquam, berichtet Johannes Porta3) über die Stelle des
x) MG. Const. IV 1380.
*) ed. Franz Wilhelm in MIÖG. XIX 665; W. Schraub, Jordan
von Osnabrück und Alexander von Roes. 1910.
8) Iohannes Porta de Annoniaco liber de coronatione Karoli IV
imp. c. 45, ed. Salomon 82.

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