Bericht über die Eröffnung des B.-O.-H.-G.
3
Bemühen, Besonnenheit und Umsicht das ihnen vorgesteckte hohe
Ziel zu erreichen, seien sie dem Rufe gefolgt, welchen das Bundes-
präsidium auf den Vorschlag des Bundesraths an sie habe ergehen
lassen. Möge es ihnen in der That gelingen, die bei ihrer Be-
rufung gehegten Hoffnungen zu verwirklichen, möge ihre Wirksamkeit
für die Entwickelung des Rechts innerhalb der deutschen Gauen
eine ersprießliche sein und und damit eine Periode beginnen, wie
sie dem deutschen Vaterlande für die Erhaltung und Befestigung
eines der kostbarsten nationalen Güter, für die Entwickelung und
Ausbildung eines einheitlichen Rechts bisher und selbst zur Blüthe-
zeit der altehrwürdigenReichtsgerichte noch nicht beschieden gewesen
sei. Zu einer schwer verhängnißvollen Zeit trete der Gerichtshof
in Wirksamkeit. Während die deutsche Nation im blutigen Kampfe
mit einem mächtigen, von seinem Gewalthaber mißleiteten Nachbar-
volke um die Erhaltung der vollen Selbstständigkeit und um unver-
sehrte Erhaltung der Grenzlande ringe, während überall nur
Waffenlärm erdröhne und Jeder mit fieberhafter Spannung den
Nachrichten von den Schlachtfeldern entgegenharre, beginne der
neue Bundesgerichtshof seine auf Frieden und Ruhe berechnete
Thätigkeit. Dieser Gegensatz, so sehr er beklagt werden müsse,
solle jedoch insofern zum Tröste gereichen, als er beweise, wie fest
man daraus vertraue, daß der Lenker der Schlachten alsbald der
gerechten Sache den Sieg verleihen werde. Indem er, der
Präsident, sodann alle Mitglieder und Beamten des Gerichtshofs
von Herzen willkommen heiße, bitte er jeden einzelnen, sich in
sein specielles Amt durch diesen Act als eingeführt anzusehen.
Im Namen des Bundeskanzleramts spreche er noch den Gästen
den Dank für die bereitwillige und freundliche Befolgung der Ein-
ladung zum Eröffnungsacte aus. Schließlich bringe er ein Hoch
aus auf den Schirmherrn des norddeutschen Bundes, den gegen-
wärtig an der Spitze der deutschen Heere den Feind bekämpfenden,
den deutschen Boden verteidigenden Bundesfeldherrn. „Der Schirm-
herr des norddeutschen Bundes, Se. Majestät der König Wilhelm
lebe hoch! hoch! hoch!"
Die Versammlung stimmte enthusiastisch in den dreimaligen
Hochruf ein.
Hierauf brachte im Namen der Stadt Leipzig der Bürger-
in