Volltext: Archiv für das preußische Handels- und Wechsel-Recht (Bd. 1, H. 2 (1845))

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Inländische Gesetzgebung.

der englischen Revolution, Leipzig, Weidmannsche Buchhandlung
1844, sagt S. 14 wörtlich:
3m vierzehnten Jahrhundert gab es englische Große, die ein Paar
tausend Rinder, nicht ganz so viele Schweine, 600 Pferde und
94000 Schafe auf ihren Gütern hatten. DaS Rindvieh nährt
den Menschen und daS Land, welches eS zugleich baut und düngt,
das Schaf gewährt Kleidung. Der Engländer gewann an seiner
Schafwolle auch einen Ausfuhrartikel, welchen die Hanfe ihm mit
begieriger Hand abnahm, die Häute feines Rindviehs machten den
zweiten aus. Beide Artikel wurden bloS von Hanseaten auSge-
führt, die feit 1950 ihr Eontor in London hatten, den fogenann»
ten Stahlhoff (steel - yard); an feiner Spitze die Cöllns Aus
eilf englischen und drei irischen Halen war diese Ausfuhr gestattet.
Sie zahlten für jeden Sack Wolle eine Mark Zoll. Als aber
Eduard I. zur Zeit seiner französischen Händel plötzlich drei Mark
Zoll für den Sack grober Wolle begehrte, fünf Mark für feine
und eben so viel für die Last Häute (144 Stück), wälzte sich der
Zoll plötzlich auf die Verkäufer hinüber, die Preise fielen. Aber
auch die Käufer mußten die Geldnoth der Krone büßen. Der Kö-
nig zwang ihnen eine Anleihe ab, die dem Werthe ihrer Wollein-
käuf« gleichkam. Als daneben nun noch Ausschreibungen von
Schlachtvieh und Weizen für daS Heer in Frankreich erfolgten,
wurden Barone und Gemeine eins, ruhten nicht, big dem Könige
daS Zugeständniß wegen der Steuern (de tallagio non conce-
dendo) abgenöthigt war. Der hanseatische Kaufmann wußte vol-
lendS feine Bedrängnisse auf anderm Wege wieder einzubringen.
Damals hieß eS auf dem Continent: „Wir kaufen von dem Eng-
länder den FuchSbalg für einen Groschen und verkaufen ihm den
Fuchsschwanz wieder für einen Gulden." Denn die rohe Wolle
ward von dem fremden Kaufmann wohlfeil auSgeführt, die verar-
beitete führte man wieder ein und fetzte sie theuer ab. England
erttug, waS nicht zu andern war. E« befaß weder Schiffe noch
Fabrikate, um mit der Hanfe zu wetteifern.
Die Stelle bedarf keines Kommentars. Die Zeiten haben sich
geändert. „Der Engländer kauft von uns den FuchSbalg für
einen Groschen und verkauft uns den Fuchsschwanz wieder für
einen Gulden." Wir find der freudigen Hoffnung: der Han-
delSrath werde Rath schaffen!
Um daS neue Gesetz zu verstehen und eS würdigen zu können,
ist eS nothwendig, auf den früheren Zustand zurückzubltcken. Nur
aus dem Vergleiche mit der Vergangenheit ist der Fortschritt zu

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