Full text: Archiv für das preußische Handels- und Wechsel-Recht (Bd. 1, H. 2 (1845))

e

Inländische Gesetzgebung.

Roth that, öffentlich zu besprechen, in einer Art, wie man eS ein
Jahr vorher noch nicht für möglich gehalten hatte. Die Bor-
theile des Zollvereins wurden immer klarer, und in dem „ Eini-
gen" Deutschland erwachte ein Nationalgefühl, welches seine
Handelsinteressen auch in fremden Landen durch deutsche Con-
suln vertreten und durch eine deutsche Flotte geschützt wissen
wollte. Aber wohin sollte man seine Wünsche richten, oder von
welcher Behörde erwarten, daß sie Kenntniß und Einsicht habe
von dem, waS dem Handel Noch thue? War er doch bisher im-
mer als Stiefkind behandelt und bei einem fremden Ministerium,
bald bei dem des Innern und der Polizei, bald bet dem der Fi-
nanzen in nothdürftiger Pflege untergebracht worden. Die öst-
lichen Provinzen deS Preußischen Staates klagten über die rus-
sische Grenzsperre, und der Minister der Polizei war eS, welcher
dem Vorsteheramt der KönigSberger Kaufmannschaft den Be-
scheid über ihre HandelSintereffen ertheilte. Ein heftiger Kampf
entspann sich zwischen den Eisenbahugesellschaften, welche aus-
ländisches Eisen nicht billig gerrug bekommen konnten und eS zoll-
frei begehrten, und den Bergwerksbesitzern in Schlesien und am
Rhein, welche für ihre Production Schutzzölle forderten: und
man war genöthigt, den Streit vom Finanzminister entscheid«
zu lassen, dessen Hauptinteresse ressortmäßig die größtmöglichste
Einnahme im Staatsbudget ist. Die Post, einst das geachtetste
Institut und der Nationalstolz jedes Preußen, sieht sich in der
letzten Zeit hämischen Angriffen von allen Seiten auSgesetzt, und
in der That — ist das Publicum gut unterrichtet — sollen die
erwarteten Postreformen und Portoreductionen bisher nur daran
gescheitert sein, daß man die Post als ein Geldinstitut betrachtet,
welches zunächst bestimmt sei, die Staatseinnahmen zu erhöhen,
während der Handel fordert, daß es ihm unterthan fei und ledig-
lich seinem Interesse diene. Hier kann sachgemäß nur der Han-
delSminister entscheiden. Und geht man noch einen Schritt wei-
ter zurück, so kommt man auf den großen Kampf, der in England
jetzt mit der ganzen Energie des englischen VolkScharakterS ge-
fochten wird, und der in Deutschland, und namentlich auch in

Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer