Volltext: Abhandlungen civilistischen und criminalistischen Inhalts (Bd. 2 (1837))

846 Ueber den gegenwärtigen Zustand des CriminalrechtS re.
fey» muß. Eben diese Objektivität nimmt nie eine vollstän-
dige Allgemeinheit der Sätze für alle Völker und Zeiten in
Anbruch, vielmehr thut dtcs nur der subjective Rationa-
lismus durch Selbsttäuschung.
Auf diese Weife läßt unsre Ansicht nicht zu
1) die Möglichkeit, daß je ein Gesetzbuch zur Wissen-,
schaft werde,
2) die Möglichkeit, daß je der RechtSznstand eines Vol-
kes objeciiv vollständig fey,
3) die Möglichkeit, daß die übrigen Kräfte der RechtS-
btldung außer dem eigentlichen Gesetze, und die Analogie
entbehrt werden können,
4) dir Möglichkeit, daß die Philosophie ein allgemeines
feststehendes Recht schaffen könne. Die Philosophie steht
überall aber besonders im Rechte auf dem Boden der Ge-
schichte.
Jedoch geben wir zu, daß ein Gesetz gebieten mag, wie
der Richter alle diese Ansichten verwerfen soll, wo dann aber
sicherlich Geschichte und Philosophie wieder über eine solches
Gesetz richten werden.
Auf diesen Ansichten ist mein Buch: Entwickelung der
Grundsätze des Strafrechts u. s. w. geschrieben, welches mir
dem Gedanken anfängt, daß das Fcuerbach'fche Grund-
prinkip milia poena sine lege falsch fey. Um nun aber
dem Grunde näher nachzuqehen, aus welchem dies Princip
noch immer so Vielen vorleuchtet, die die Theorie des psy-
chologischen Zwangs und Vieles verworfen haben, was mit
ihr nicht anders zusammenhängt, wie jener Satz, z. B- die
Ansicht, daß die Analogie im Strafrecht unanwendbar fey,
daß die Strafmilderung wegen impedita libertas unbegrün-
det sey u. s. w.-— so fey uns.folgende kurze Betrachtung
erlaubt.
Wenn es wahr ist, daß die Ethik eines Volks die Grund-
lage des politischen Strafrechts bildet; so ist doch nicht min-
der wahr, daß man nicht Alles strafen kann, was als tnt-
moralifch erscheint. Darneben zeigt die Erfahrung, daß in
den Staaten Manches gestraft wird, wofür keine Rechtfer-
tigung im ethischen Principe da ist. Und bei den Delikten
der letzteren Ansicht ist gar nicht zu zweifeln, daß man die

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