Full text: Hitzig's Annalen der deutschen und ausländischen Criminal-Rechtspflege (N.F. Bd. 6 = [3.F.] Bd. 36 = Jg. 1846, Bd. 3 (1846))

Fünf Aktenstücke, mitgeth. vom Adv. Bopp in Darmstadt. 181 
Thüre hinter sich zu, lud von Neuem sein Gewehr, in der Absicht, 
um sich nun selbst zu erschießen; er war jedoch angeblich noch mit 
Laden beschäftigt, als der durch den Zimmergesellen inzwischen 
herbeigerufene Bürgermeister Eugel von Gröningen die Stuben¬ 
thüre öffnete, solche jedoch sogleich, als er das Gewehr auf sich 
gerichtet wahrzunehmen glaubte, wieder zumachte und sich ent¬ 
fernte, worauf denn alsbald der zweite Schuß fiel, womit Ma¬ 
der sich die am Munde und an der Kinnlade vorgefundene Ver¬ 
letzung zufügte, die ihn mehrere Tage der Sprache beraubte. 
Schon in der Mitte Oktobers war derselbe jedoch wieder so weit 
hergestellt, daß er verhört und nach geschlossener Generalunter¬ 
suchung am 23. Okt. 1828 in das Arresthaus zu Gießen zur 
Vornahme der Specialinquisition gebracht werden konnte. So¬ 
wohl in der General- als Specialinquisition hat Mader den 
durch einen Schuß beabsichtigten und vollführten Mord des Phi¬ 
lipp Banders eingestanden, und wir glauben die Motive zu die¬ 
ser schauderhaften That nicht treffender bezeichnen zu können, als 
wenn wir die darauf bezüglichen Aeußerungen des Inquisiten 
selbst hier anführen. Er giebt hierüber in seinen Verhören Fol¬ 
gendes an: 
„Ich sah wohl, daß für mich kein Bleibens mehr war und 
wenn ich vor Bander auf die Knie gefallen wäre, und so fuhr 
der Gedanke in mich: Bander ist ein Mörder an dir, er nimmt 
dir dein Haus und deine Aecker weg, läßt dich auf die Straße 
werfen, will dir kein Nachtlager mehr geben, und nun sollst du 
auch nicht mehr in deinem Hause schlafen? Mit diesem Gedan¬ 
ken gieng ich wieder in meine Stube, faßte die Flinte, die oben 
auf dem Bänkel lag, lud sie mit einigen Bleistücken, die ich 
schon, ich weiß nicht wie lang, da liegen hatte, stellte mich in 
die Stubenthüre und schoß den Bander, der in der Kellertreppe 
stand und dem Zimmerburschen Krauch, der ihm da arbeitete, 
zusah. Als der Schuß gefallen war, gieng ich in die Stube zu¬ 
rück, lud vom Neuem, um mich selbst wegzuschaffen, und dachte 
dabei: „was sollst du dich jetzt noch martern lassen, der Bander 
schläft jetzt nicht mehr hier und du kannst auch nicht hier mehr 
schlafen." 
Der Defensor des Inquisiten hat das vorliegende Verbrechen 
als eine im Affect verübte Tödtung darzustellen gesucht, weil 
Mader durch seine hülflose Lage in einen Zustand der Ver¬ 
zweiflung versetzt gewesen sei und sich, wie die versuchte Selbst¬ 
Vorlage: 
Max-Planck-Institut für 
DFG 
europäische Rechtsgeschichte
	        
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