Full text: Annalen der deutschen und ausländischen Criminal-Rechts-Pflege ([3.F.] Bd. 16 = Jg. 1841, Bd. 3 (1841))

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tere vorzüglich dann verübt werden, wenn, wie es nicht gar selten 
vorkommt, der Kranke dem Himmel ein Sühnopfer schuldig zu 
sein wähnt. In schwachen Gehirnen bilden sich irrige Religions¬ 
begriffe gar leicht, und wenn diesen etwa die Ewigkeit der Höllen¬ 
strafen, die Sünde wider den heiligen Geist oder ähnlicher theolo¬ 
gischer Sauerteig nur einigemal vorgepredigt werden, so ist der 
Wahnsinn fertig. Er findet sich, wie aus den Acten der Irren¬ 
anstalten leider! nur zu deutlich hervorgeht, in neuerer Zeit beson¬ 
ders unter den pietistischen Gesellschaften der Protestanten; doch 
giebt es auch, der geflissentlichen Verdummer gar nicht zu erwäh¬ 
nen, einzelne befangene, vielleicht wohlmeinende Fanatiker, welche, 
ohne Absicht auf die Gründung einer besondern Gesellschaft, ihren 
corrupten Ideen in Privatvorlesungen Luft machen und durch 
Einschüchterung, religiösen Terrorismus rc. den eigenen Wahnsinn 
auf die leichtgläubigen ohnedieß bornirten Zuhörer übertragen. Die 
folgende Mittheilung giebt hierzu einen betrübenden Beleg. 
Friedrich Fischer, ein Müller aus Beiersdorf bei Leisnig, 
35 Jahre alt und von evangelisch-lutherischer Religion, ist in sei¬ 
ner Jugend von den Eltern nicht nur fleißig in die Schule ge¬ 
schickt, sondern auch zu allem Guten angehalten worden, und hat 
von vielen Seiten her das Lob erhalten, daß er ein stiller und 
gesitteter Knabe, ein bescheidener Jüngling gewesen und sodann 
zu einem verständigen Manne emporgereift sei. In seinem Be¬ 
nehmen zeigte er jedoch immer etwas Stilles und Zurückgezogenes 
und schien unter Diejenigen zu gehören, welche unablässige Reli¬ 
gionsübungen für den Hauptzweck des Lebens halten. Er wohnte 
den von einem berüchtigten Häckselschneider, Namens Kloß, gehal¬ 
tenen heimlichen und schwärmerischen Andachtsübungen bei und 
wurde dadurch, sowie durch die falschen Eingebungen und Vor¬ 
spiegelungen eines Betrügers, des Hufschmieds Goldammer in 
Alt=Leisnig (welcher dem Vernehmen nach im Zuchthause zu 
Zwickau verstorben ist), und wohl auch durch die Gewohnheit, 
seiner ihm sehr lieben Frau in Allem zu folgen und nachzugeben, 
zu einer krankhaften religiösen Schwärmerei hingerissen. Er lebte 
in glücklicher Ehe, und mit seinem Gesinde und seinen Nachbarn 
stets in Frieden. Seine Frau, 29 Jahre alt, ein Weib von san¬ 
guinischem Temperament, beschäftigte sich ebenfalls gern mit reli¬ 
giösen Gegenständen und fand für diesen ihren Hang in den 
Vorlesungen des erwähnten Häckselschneiders und in dem Umgange 
mit Goldammer und dessen Tochter, welche von dem Heilande 
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Staatsbibliothek 
Max-Planck-Institut für 
zu Berlin
	        
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