Recensionen.
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Aber der Weltbürger, der Menschenfreund, und der
erleuchtete Staatsmann wird nichts desto weniger die vor¬
geschlagene Verbesserung zu Stande zu bringen suchen.
Was kann doch wohl dem Staate an einer Gelehrsam¬
keit gelegen seyn, die nur ein vorhandenes, aber nicht noth¬
wendiges Uebel nothwendig macht? Freylich, den Ju¬
risten wird diese Veräͤnderung nicht in den Kopf wollen:
der gelehrte Pöbel, schreibt Rousseau, haͤngt zu sehr an
seinen Vorurtheilen, als daß er durch meine vermeynt¬
liche Paradoxen nicht aufgebracht werden sollte. Aber
H. S. beruft sich auf den ruhigen Ausspruch der Ver¬
nunft, und der ist auf seiner Seite. Denn es ist unge¬
reimt, zu behaupten, daß die Justizverfassung so beschaf¬
fen seyn müsse, daß nur recht viel Leute auf Kosten der
uͤbrigen Unterthanen davon leben koͤnnen.
Außerdem sieht ein jeder, daß durch Einfuͤhrung
eines solchen Gesetzbuches des Recht nicht aufhöͤren wird
eine Wissenschaft zu seyn; daß noch immer eine Art von
bürgerlicher Rechtsgelehrsamkeit bleiben wird, die zwar
nicht so weitläuftig und privativ (weil sie so ganz für
jeden, der nicht Latein versteht, ein verschlossenes Buch
ist), als die jetzige, dagegen aber gerade diejenige Rechts¬
gelehrsamkeit seyn wird, die für jeden Staat die einzige
wahre und reelle bürgerliche Rechtsgelehrsamkeit ist.
Auch behalten die Universitaͤten eines solchen Staats zu
ihrer Belustigung noch immer das deutsche Staatsrecht.
Dieß wäre nun freylich das beste Mittel Gerechtigkeit
ins Land zu bringen, aber der Verf. sah wohl voraus
daß die meisten Staaten die große Kur entweder nicht
würden anstellen wollen, oder auch, wegen der Abhängig¬
keit von Reichsgerichten und Juristenfakultäten, nicht
würden
Vorlage:
Max-Planck-Institut für
DFC
europäische Rechtsgeschicht