Von der Ehe.
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Von der Ehe
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Der Anordner aller Dinge, der nicht gewollt hat,
daß das menschliche Geschlecht verlöschen, und
unsere Erde eine ungeheure Wüste werden sollte,
pflanzte die Keime der Unsterblichkeit in unser Wesen;
er gab uns jenes Feuer, jenen innerlichen Drang zur
Vereinigung, jenes heiße Bestreben zur Fortpflanzung,
das nach dem Hunger unter unsern Instinkten die
erste Stelle einnimmt.
Dieser physische Antrieb, aus dem die Liebe quille,
wenn er die Liebe nicht selbst ist, knüpft die engsten
Verbindungen unter allen Wesen. Schönheit, Ju¬
gend und Grazie haben hier kein ausschließendes Vor¬
recht erhalten; jedes Wesen, auch das von der Natur
am meisten vernachlaͤßigte, findet ein anderes, welches
das Vergnügen der Liebe und den Trieb der Fortpflan¬
zung mit ihm theilt. Unterdessen wäre doch dieser all¬
gemeine Trieb des einen Geschlechts gegen das andere
für die Erhaltung des menschlichen Geschlechts eine
sehr unzureichende Wohlthat, wenn die Verbindung
des einen Individuums mit dem andern nur auf einige
Augenblicke eingeschränkt, und die Verlängerung und
die
*) Die Ehe und das daraus entspringende Glück sind
hier nur aus einem menschlichen und zeitlichen Ge¬
si tspun te letrachtet.
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Vorlage:
Max-Planck-Institut für
DFG
europäische Rechtsge
hic