die mit dem vorhergehenden Stücke rc. 111
lich die Wohlfahrt der Bürger. In Lacedämon
und Creta war man davon überzeugt. Die Jugend
in Creta glaubte, daß es keine bessere Gesetze geben
könnte, als die des Minos, man unterrichtete sie
darinn von Jugend auf, und verwebte also unmerklich
mit der Erziehung den Patriotismus. Unsere Gesetze
wissen vom Patriotismus nichts, und niemand beküm¬
mert sich anders um sie, als, entweder Geld damit
zu verdienen, oder sich gegen andere in Sicherheit zu
setzen. Es ist in diesem Stüͤcke so gut, als wenn wir
gar keine hätten.
Warum sind die Alten uns so sehr überlegen?
Darum, weil sie alle Wissenschaften in ihrer Mut¬
tersprache lernten. Es scheint nicht, als wenn
wir das Vorurtheil so bald fahren lassen würden,
ohne griechisch und lateinisch zu wissen, gelehrt
werden zu können. Unsere Pedanten, die von
dem, was in der Welt brauchbar ist, keinen Be¬
griff haben, glauben, daß, wenn wir das wissen,
was sie verstehen, wir unvergleichliche Männer sind,
und wir sind doch bloße Jnstrumente und Hand¬
langer. Nun ließe sich das noch hören, wenn
man uns dazu gebrauchen wollte; aber das thut
man nicht mehr. Wir haben z. E. im Französi¬
schen die vornehmsten griechischen und röͤmischen
Schriftsteller in sehr guten Uebersetzungen.
Am
allerpedantischesten aber fuͤhren sich diejenigen jauf
die gar keinen Unterschied unter ihren Schülern
machen. Da muß alles griechisch lernen. Diese
Leute sind dummdreist genug, es öffentlich zu sagen,
daß
Vorlage:
Max-Planck-Institut für
DFC
europäische Rechtsgeschicht