436 | XXXVI. Englische Strafgesetze
XXXVI.
Strafgesetzen
Englischen
Von den
gegen die Römisch=Katholischen
in London.
Die Geschichte giebt häusige Beispiele, zu was für
einer Raserei und Wuth ein blinder Religions¬
eifer, welcher der Lehre Jesu und der Liebe zu Gott
und dem Nächsten, die sie prediget, so sehr zuwider
ist, verleiten kann. Der Religionshaß pflegt desto
staͤrker zu seyn, und desto tiefere Wurzeln bei einer
Nation zu schlagen, je haͤufigere und haͤrtere Verfol¬
gungen sie von der andern Religionsparthei hat erdul¬
den müssen. Die protestantische Religion hat in
England und den dazu gehörigen Reichen in den vo¬
rigen Zeiten unter Maria und Jakob dem Zweiten hef¬
tige Verfolgungen erlitten, und ist öfters in Gefahr
gekommen, aus diesem Lande wieder vertrieben zu
werden. Diese Gefahr hat die Nation zur Wachsam¬
keit üͤber die Sicherheit derselben aufgefodert, und sie
zu strengern Gesetzen gegen die Römisch-Katholischen
vermocht, als sonst irgend in einem protestantischen
Staate festgesetzet worden sind. Sie hielt sich um
desto mehr zu dieser Strenge berechtiget, da sie wohl
sahe, daß mit der Unterdrückung ihrer Religion auch
der Umsturz ihrer Freiheit und die Einführung des
Despotismus verknüpft seyn würde.
Ohner=
Vorlage:
Max-Planck-Institut für
DFG
europäische Rechtsgeschichte