XXVII. Leben und Schriften
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zu nehmen; und er hat ihnen Belohnungen aus¬
gewirkt.
Ob er gleich mit den Großen umging, entweder
weil er mußte, oder aus Gefaͤlligkeit, oder auch aus
Geschmack, so war ihre Gesellschaft doch zu seinem
Glück nicht nothwendig. Er eilte, so oft es ihm moͤg¬
lich war, auf seinen Landsitz, wo er Heiterkeit, seine
Philosophie, seine Bücher und Ruhe wiederfand. Hie | |
brachte er seine muͤßigen Stunden unter den Landleu¬
ten zu, und studierte in diesen unverderbten Seelen,
welche die Natur allein unterrichtet hat, den Men¬
schen den er vorher in dem Umgange mit der großen
Welt und in der Völkergeschichte studirt hatte; und
unter diesen Landleuten fand er noch immer was zu
lernen. Er führte mit ihnen muntere Gespräche,
flößte, wie Sokrates, ihnen Zutrauen zu ihren Ein¬
sichten ein, und schien eben so großes Vergnügen in
den Unterhaltungen mit ihnen zu finden, als in den
glänzendsten Gesellschaften, vorzüglich, wenn er ihre
Streitigkeiten schlichtete, und ihre Beschwerden durch
seine Wohlthaten erleichterte.
Nichts gereicht seinem Andenken zu größerer
Ehre, als die Sparsamkeit mit welcher er lebte,
so übertrieben auch solche vielen vorkam, die, ver¬
wöhnt durch Habsucht und Ueppigkeit, nicht fähig
waren, die Ursachen davon einzusehen, noch weniger
sie zu schätzen. Montesquiou war gutthätig*) und
folglich
) Auf welche edle Art Montesquiou Wohlthaten er¬
zeigen konnte, davon sehe man ein merkwürdiges Bei=
spiel unter andern im Berlinischen Litterarischen
Wochenblatt, Band 1. 1776. S. 1=14. aufgezeichnet.
Vorlage:
Max-Planck-Institut für
DFG
europäische Rechtsgeschichte