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„des Gemüths befunden, welcher ihr Vermöͤgen
„mit Freiheit und Ueberlegung zu handeln zer¬
„stört hat,
ein Gutachten abzugeben. Wir genügen hiermit diesem
Befehle und lassen zuerst eine Geschichtserzählung vor¬
angehen.
Geschichtserzählung.
Elisabeth Rohrbeck geborne Heinemann, ohngefähr
45 Jahr alt, als sie das in Untersuchung stehende Ver¬
brechen beging, lutherischer Religion, war in der Kolonie
Haßberge bei Osnabrück geboren. Bis in ihr 12tes
Jahr, blieb sie bei den Eltern, darauf diente sie bei
mehreren Herrschaften in ihrem Geburtsorte. Vor ohn¬
gefähr 20 Jahren lernte sie den Husar Rohrbeck vom
Blücherschen Negiment kennen, welcher zu Haßberge in
Cantonirung stand. Sie heirathete ihn; das Regiment
marschirte in die Gegend von Frankfurt a. d. O., er nahm
seine Entlassung und zog mit ihr nach Netzbruch, seinem
Geburtsort. Hier lebten die beiden Eheleute fünf Jahre,
dann zogen sie nach Marienwiese, wo die Schwester des
Rohrbeck an einen Kolonisten Schmidt verheirathet war.
Sieben Jahre vor der von der Rohrbeck verübten That.
starb der Ehemann Rohrbeck, nachdem er 53 Jahr we=
gen Lähmung im Bette gelegen. Sowohl in Netzbruch
als in Marienwiese ernährten sich beide Eheleute, so lange
nämlich der Mann noch gesund war, von Handarbeiten;
während der Krankheit des Mannes aber mußte die Frau
allein Mann und Kinder ernähren und wurde dadurch
in einen kümmerlichen Zustand versetzt. Sie hatte 5 Kin=
der gehabt; das eine Kind starb vor ohngefähr 15—16
Jahren in Netzbruch, das andere vor ohngefahr 12 Jah¬
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