Full text: Zeitschrift für die Criminal-Rechts-Pflege in den Preußischen Staaten mit Ausschluß der Rheinprovinzen (Bd. 3 = H. 5/6 (1826))

285 
also auch nur ein natürliches Anschließen an das alte 
Deutsche Gewohnheitsrecht, wenn die C. C. C. art. 
147 *) fordert, daß der Arzt entscheiden solle, ob der 
Wissen und der Erfahrenheit in meiner Kunst, mit ganzem 
Fleiß und Bemühung Rath geben und dieselbe verbinden, 
auch mit meinem Willen niemand versäumen, sodann von 
allen Wunden, die ich verbinde, ohnverzüglich das Maaß der 
Länge und Breite nehmen, auch alle Gelegenheit der Seh= 
nen, Adern, Knorpeln, Knochen, ob dieselben gebrochen, zer= 
tnirschet und herausgekommen, nach Anweisung des Landrech= 
tes, in ein mir dazu verordnetes Register deutlich nieder¬ 
schreiben und niederschreiben lassen, und daraus von dem 
wahren Befund der Wunden dem Landrichter aufrichtigen 
Bericht erstatten wolle. — Wie sehr es auf die Tödtlichkeit 
der Wunde ankam, beweisen folgende Stellen: S. 682. 
Wenn der Kranke von denen Aerzten versäumet wird, so sind 
dieselben schuldig, den Schaden zu ersetzen. Ibid. 
Wenn ein Mann eine tödtliche Wunde hat und versäumt sich 
selbst, indem er entweder keinen Arzt gebrauchen, oder auch 
dessen Rathe nicht folgen will, und der Arzt bei seinem Eide 
bezeuget, daß der Mann wegen Verwahrlosung seiner selbst 
gestorben sey, so ist der Thäter nicht weiter zu büßen schul¬ 
dig, als für die Wunden allein, und nicht für den todten 
Hals. — Das Constatiren der Tödtlichkeit der Verletzung 
durch die Betheuerung des Verletzten fand überhaupt bei al= 
len innern Schäden statt, die aus einer außerlichen Wunde 
entstanden waren, als da sind Schwindel, Entkräftung Ab¬ 
nahme des Gehörs, Zeugungsunfähigkeit u. s. w. Wiarda 
Asege=Buch S. 172. 
*) C. C. C. art. 147. Item so eyner geschlagen wirt, 
und über etlich Zeit darnach stürb, also das zweiffelich wär, 
ob er der geklagten streych halb gestorben war oder nit, inn 
solchen fellen mögen beyd theil — — 
kundschafft zur sach 
dienstlich stellen, und sollen doch sonderlich die Wundärzt der 
Sach verstendig und andere Personen, die da wissen, wie sich 
der gestorbne nach dem schlagen und rumor gehalten hab, zu 
zeugen gebraucht werden, mit Anzeygung, wie lang der ge= 
storben nach den streychen gelebt hab, und inn solchen urthei= 
len die urtheiler bei den rechtverstendigen und an Enden und 
Orten wie zu End dieser unser Ordnung angezeygt, radts 
pflegen. 
Volage 
Staatsbibliothek 
Max-Planck-Institut für 
zu Berlin
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer