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also auch nur ein natürliches Anschließen an das alte
Deutsche Gewohnheitsrecht, wenn die C. C. C. art.
147 *) fordert, daß der Arzt entscheiden solle, ob der
Wissen und der Erfahrenheit in meiner Kunst, mit ganzem
Fleiß und Bemühung Rath geben und dieselbe verbinden,
auch mit meinem Willen niemand versäumen, sodann von
allen Wunden, die ich verbinde, ohnverzüglich das Maaß der
Länge und Breite nehmen, auch alle Gelegenheit der Seh=
nen, Adern, Knorpeln, Knochen, ob dieselben gebrochen, zer=
tnirschet und herausgekommen, nach Anweisung des Landrech=
tes, in ein mir dazu verordnetes Register deutlich nieder¬
schreiben und niederschreiben lassen, und daraus von dem
wahren Befund der Wunden dem Landrichter aufrichtigen
Bericht erstatten wolle. — Wie sehr es auf die Tödtlichkeit
der Wunde ankam, beweisen folgende Stellen: S. 682.
Wenn der Kranke von denen Aerzten versäumet wird, so sind
dieselben schuldig, den Schaden zu ersetzen. Ibid.
Wenn ein Mann eine tödtliche Wunde hat und versäumt sich
selbst, indem er entweder keinen Arzt gebrauchen, oder auch
dessen Rathe nicht folgen will, und der Arzt bei seinem Eide
bezeuget, daß der Mann wegen Verwahrlosung seiner selbst
gestorben sey, so ist der Thäter nicht weiter zu büßen schul¬
dig, als für die Wunden allein, und nicht für den todten
Hals. — Das Constatiren der Tödtlichkeit der Verletzung
durch die Betheuerung des Verletzten fand überhaupt bei al=
len innern Schäden statt, die aus einer außerlichen Wunde
entstanden waren, als da sind Schwindel, Entkräftung Ab¬
nahme des Gehörs, Zeugungsunfähigkeit u. s. w. Wiarda
Asege=Buch S. 172.
*) C. C. C. art. 147. Item so eyner geschlagen wirt,
und über etlich Zeit darnach stürb, also das zweiffelich wär,
ob er der geklagten streych halb gestorben war oder nit, inn
solchen fellen mögen beyd theil — —
kundschafft zur sach
dienstlich stellen, und sollen doch sonderlich die Wundärzt der
Sach verstendig und andere Personen, die da wissen, wie sich
der gestorbne nach dem schlagen und rumor gehalten hab, zu
zeugen gebraucht werden, mit Anzeygung, wie lang der ge=
storben nach den streychen gelebt hab, und inn solchen urthei=
len die urtheiler bei den rechtverstendigen und an Enden und
Orten wie zu End dieser unser Ordnung angezeygt, radts
pflegen.
Volage
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Max-Planck-Institut für
zu Berlin