Full text: Annalen des teutschen Reichs (1794, Jennerh. (1794))

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Verstande — geliefert hat, verblühete, zu den blu¬ 
tigsten Mißhelligkeiten Anlaß gab. Es erfolgten Krie= 
geserklärungen vom Kaiser gegen Frankreich, und umge¬ 
kehrt. Die beyden Seemächte, England und Hol= 
land mengten sich gleich mit dazwischen, auch das 
Teutsche Reich trat schon den 28sten Septemb. 1701 
dem Kaiser vollkommen bey, und nun brannte die Flam¬ 
me aller Orten. Vierzehn Jahre dauerte diese Zwie¬ 
tracht. So lange Großbrittanien im Kreise sei¬ 
ner den 7ten Septemb. 1701 eingegangenen Verbin= 
dungen blieb, ging alles gegen Frankreich glück 
lich und gut. Ludwig ward nach einiger Zeit 
aufs Aeußerste gebracht. Kaiser Leopold der am 5ten 
May 1705 die Welt verließ, erlebte nach vielen be= 
drängten Jahren, den Trost, vor seinem Ausgange 
aus diesem Leben, auch jenen stolzen Monarchen, diese 
Geisel seines Hauses gedemüthiget, ganz so weit ge= 
bracht zu sehen, daß er um Friede zu bitten sich gedrun¬ 
gen fühlte. Einige Jahre nachher 1709 war wirklid 
der Zeitpunkt da, daß er dieses ziemlich laut zu thun 
gemüßiget war. Er wollte Bedingungen eingehen, die 
man mit beyden Haͤnden haͤtte ergreiffen sollen. Nur 
eine einzige — es sey erlaubt freymüthig zu sagen 
im eigentlichen Verstande des Wortes, unvernünfti¬ 
ge Klausel, ward bestimmt, an der die ganze Sache 
sich zerschlug. Der bose Genius der hier regierte und 
auf einer Bedingung fest bestand, die Ludwigs Herz 
emporte, rettete den stolzen, damals auf das tiefste ge¬ 
demuͤthigten Geist, vor dem laͤnger als ein halbes Jahr¬ 
hundert ganz Europa gezittert hatte, und der jetzt 
nur noch fliehend fechten konnte. Bald darauf aͤnderte 
sich die Szene und zwar auf eine völlig unerwartete 
Art. Es war ein Deus ex machina. Die damalige 
Königin Anna von Großbrittanien, welche 
nach dem Tode ihres 1702 verstorbenen Schwagers 
D 
des 
Voag 
Staatsbibliothel 
Max-Planck-Institut für 
zu Berlir
	        
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