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maßung womit auch selbst Lessing — dieser große
Menschenkenner — völlig einverstanden war. Was
Wunder, wenn noch jetzt jeder Bayer bey Nennung
seines Nahmens, fast in Begeisterung uͤbergeht; wenn
er diejenigen Tage, die er unter Maximilian
Joseph wohlthätiger und sanfter Regierung durch¬
lebte, für die goldene Zeit, fuͤr die schoͤnste und fro¬
heste Periode seines Lebens hält. Auch Sein eigenes
Privatleben war tadelfrey. Nie gab er Seinen Unter¬
thanen ein böses Beyspiel. Jenes Zimmer zu Nim¬
phenburg, das die Bildnisse geliebter Damens für
die Nachwelt aufbehält, ist durch Ihn nicht bereichert
worden. Er beschloß, wie bekannt ist, den ehedem
an so vielen Sprossen reichen Stamm der Ludovici¬
schen Linie des Wittelsbachischen Hauses. In¬
feln und Hirtenstäbe hatten jene größtentheils unfähie
gemacht, dem Lande eheliche Nachkommen zu ge¬
ben. Und so war dieser edle Baum verdorret.
Der Tod, dieses um sein Land so hoch verdienten
Fuͤrsten, dessen Andenken Seinen Unterthanen ewig theuer
ja selbst der ganzen Menschheit — weil seine Wunsche
und Absichten auf allgemeine Veredlung abzweckten.
heilig seyn muß, und dessen Ende in den besten Jah¬
ren des menschlichen Lebens, um desto bedauerlicher
fiel, da, wie schon gesagt, eine nur etwas vernuͤnftige
Behandlung der Aerzte die Verlaͤngerung desselben be¬
wirken konnte, eroͤffnete dem gegenwaͤrtig regierenden
Herrn die Erbfolge in die Bayerischen Staaten.
Man weiß die Gefahr, welche gleich darauf die Zer=
stückelung dieser Ihm zugefallenen Provinzen drohte,
und kennt die besondere wohlthätige Fügung — die
möchten wir sagen, fuͤr Ihn und Sein Haus segensrei¬
che Krisis — die entstehen mußte, wodurch der in=
tendirte Endzweck, wenn man den Plan des ersten
bereits fast vollkommen ausgeführten Entwurfs, dage =
gen
Annalen d. T. Reichs 1. H.
Voage
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