Full text: Annalen des teutschen Reichs (H. 1 (1793))

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maßung womit auch selbst Lessing — dieser große 
Menschenkenner — völlig einverstanden war. Was 
Wunder, wenn noch jetzt jeder Bayer bey Nennung 
seines Nahmens, fast in Begeisterung uͤbergeht; wenn 
er diejenigen Tage, die er unter Maximilian 
Joseph wohlthätiger und sanfter Regierung durch¬ 
lebte, für die goldene Zeit, fuͤr die schoͤnste und fro¬ 
heste Periode seines Lebens hält. Auch Sein eigenes 
Privatleben war tadelfrey. Nie gab er Seinen Unter¬ 
thanen ein böses Beyspiel. Jenes Zimmer zu Nim¬ 
phenburg, das die Bildnisse geliebter Damens für 
die Nachwelt aufbehält, ist durch Ihn nicht bereichert 
worden. Er beschloß, wie bekannt ist, den ehedem 
an so vielen Sprossen reichen Stamm der Ludovici¬ 
schen Linie des Wittelsbachischen Hauses. In¬ 
feln und Hirtenstäbe hatten jene größtentheils unfähie 
gemacht, dem Lande eheliche Nachkommen zu ge¬ 
ben. Und so war dieser edle Baum verdorret. 
Der Tod, dieses um sein Land so hoch verdienten 
Fuͤrsten, dessen Andenken Seinen Unterthanen ewig theuer 
ja selbst der ganzen Menschheit — weil seine Wunsche 
und Absichten auf allgemeine Veredlung abzweckten. 
heilig seyn muß, und dessen Ende in den besten Jah¬ 
ren des menschlichen Lebens, um desto bedauerlicher 
fiel, da, wie schon gesagt, eine nur etwas vernuͤnftige 
Behandlung der Aerzte die Verlaͤngerung desselben be¬ 
wirken konnte, eroͤffnete dem gegenwaͤrtig regierenden 
Herrn die Erbfolge in die Bayerischen Staaten. 
Man weiß die Gefahr, welche gleich darauf die Zer= 
stückelung dieser Ihm zugefallenen Provinzen drohte, 
und kennt die besondere wohlthätige Fügung — die 
möchten wir sagen, fuͤr Ihn und Sein Haus segensrei¬ 
che Krisis — die entstehen mußte, wodurch der in= 
tendirte Endzweck, wenn man den Plan des ersten 
bereits fast vollkommen ausgeführten Entwurfs, dage = 
gen 
Annalen d. T. Reichs 1. H. 
Voage 
Staatsbibliothek 
Max-Planck-Institut für
	        
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