Full text: Annalen des teutschen Reichs (H. 1 (1793))

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ist, den Keim des Guten, den er gesäet hat, unter sei¬ 
ner weitern segnenden Leitung, dereinst noch nach seinem 
Tode Fruchttragend zu wissen. Diese Empfindlichkeit, 
die wirklich bey Maximilian Joseph aus der edel¬ 
sten Quelle floß, aus der Liebe zu Seinen Unterthanen 
herstammte, verleitete ihn, besonders zuletzt, manches 
Geschäft oft bey Seite zu setzen. Er schien zu glauben 
daß Er viel umsonst arbeiten würde, und daß Seine Re= 
gierung, die bey vielen Mängeln, deren Abstellung nie 
mit raschen Schritten, sondern nur allmälig, aber den= 
noch mit ausdauernden Kräften, vorgenommen werden 
konnte, immer einer nach und nach in voller Sanftheit 
aufgehenden Morgenröthe glich, für die Folge nicht 
Beyspiel seyn würde. Noch sterbend, als Dummheit und 
wahre Unklugheit der Aerzte Jhn zum gewissen Opfer 
des Todes gemacht, als Sein Geist schon mit dem vol¬ 
len Gedanken der Ewigkeit den entscheidenden Augen= 
blick erwartete, aͤußerte Er noch, geleitet von der dank¬ 
bar zärtlichsten Liebe zu einem Volke, das Er auch nach 
Seiner Vollendung fortdauernd glücklich sehen wollte, 
den heißen Wunsch nur für dieses noch länger zu leben. 
Die Erfuͤllung desselben erflehete Er aber mit Seinen Un¬ 
terthanen umsonst. Er starb kaum funfzig Jahre alt. 
Wäre dieser Prinz unter andern Umständen gebohren, 
hätte man Jhn eine bessere und mehr von reinen Grund= 
sätzen geläuterte Erziehung gegeben, hätte Sein Leh= 
rer Jckstadt und die übrigen Männer, die Jhn um= 
gaben, anstatt Jhn mit Pandecten und solchen Dingen 
zu besehäftigen, für die Sein Beruf nicht gemacht war, 
Ihn auf Seine künftige große Bestimmung aufmerk¬ 
sam zu machen, und nur Seinem Geiste die gehöri¬ 
ge Richtung zu geben gewußt, ohne allen Zweifel wuͤr¬ 
de Er würdig seyn, den vorzüglichsten Regenten an die 
Seite gesetzet zu werden. Ein Gedanke mit dem jeder, 
der Jhn ganz gekannt, übereinstimmet. Eine Muth= 
ma= 
Vorage 
Staatsbibliothek 
Max-Planck-Institut für 
zu Berlir
	        
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