theuersten und heiligsten aller Pflichten — gedrun¬
gen, dem Reiche einen Antrag vorgeleget habe, wel¬
chem auszuweichen, nun einmal nicht mehr in seinen
Kräften stand (23). So lag die Sache. Es war
wirklich wenig Hoffnung mehr vorhanden, daß diese
Angelegenheit einen günstigen Ausfall finden würde.
Viele Grunde ließen daher vermuthen, daß der ganze
Plan scheitern werde, und es war auch wohl nahe da¬
bey. Die Erklärung des Königs war, wie schon ge¬
sagt ist, mehreren Kreisen eroͤffnet, auch die thaͤtigsten
Veranstaltungen zeigten sich bereits bey den Preußi¬
schen Truppen am Rhein. Jene Erklärung sollte
auch schon der Reichsversammlung vorgelegt werden,
und nur die sanfte Politik des Komitialministers Grafen
von Görz hielt solche annoch zurück. In dem Augenbli¬
cke war wirklich Noth auf dem Verzug. Kurmaynz
ging hierauf, nachdem es lange genug, um sich nicht
dem Vorwurf auszusetzen, seine Meinung andern auf¬
dringen zu wollen, um keinen maͤchtigen Stand zu be¬
leidigen, selbst aufgemuntert durch hoͤhere Veranlas¬
sung, mit demjenigen Vorschlage heraus, der bey
Anführung der Kurmaynzischen Abstimmung im
Kurfurstlichen Kollegium weitlaͤuftiger bemerket wer¬
den wird. Eigentlich ward dadurch der Preußische
vorhin geäußerte Antrag, in Absicht der Form, umge¬
ändert. Dieser Antrag sollte in einem dem Könige,
vom Reiche anzubiethenden Subsidientraktat verwan¬
delt werden. Dieses in der gegenwaͤrtigen Krisis wirk=
A 5
lich
(3) Nie muß Preußen sich verbluthen, und auch nur auf
kurze Zeit, in einem Zustand der Unwirksamkeit sich gese=
tzet sehen. Nie müsse sein Adler fallen. Die Folgen da¬
von könnten dereinst, wenn unser Lebensziel längst dahin
ist, für das folgende Zeitalter höchst gefährlich werden.
Staatsbibliothek
Max-Planck-Institut für
Berlin