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Standes, sich auff das Land begeben
dem Ackerbau und der Viehzucht daselbst eben
owohl, als unsere teutschen Edelleute obgelegen,
um eben dieser Ursache aber rustici und rustieani
genennet, auch wegen ihrer angenehmen Lebens¬
Art von HORATIO, VIRGILIO, MARTIALI
und andern glücklich gepriesen worden. Hier¬
auff nun hat der Herr Hoff=Rath Leyßer
weiter geschlossen, daß weil gedachte R. Land¬
Leute einen Theil ihrer Aecker wiederum an co-
lonos, agricolas und censitos ausgethan, und sich
dagegen Dienste und Zinß bedungen, unsere
Teutschen Bauern, wenn sie ja nach Röm. Rech=
ten beurtheilet werden sollen, leichter mit vorge¬
dachten colonis, davon ein titul in dem Codice
stehet, als mit den rusticis und rusticanis vergli¬
chen werden muͤssen: da bekandt ist, daß die Teut¬
schen und auch besonders die Saͤchsischen Bauern,
von den aͤltesten Zeiten biß auff die unsrigen nie¬
mahls völlig frey, sondern allezeit zu Diensten
verbunden gewesen. Denn obwohl der unge=
nandte Poetische Verfasser de gestis Caroli M.
ad an. 803. geschrieben, daß gemeldter Carl der
Große den Sachsen die Freyheit wieder gegeben,
so ist doch solches nur von dem Verhaͤltnus des
gantzen Landes gegen das Fraͤnckische Reich, kei¬
nesweges aber von der Verbindlichkeit der Knech¬
te gegen ihre Herren zu verstehen, immaasen der
Poete kein Wort von denselben erwehnet, und
hingegen die Geschichtschreiber, die nach Carolo
M. gelebet, und besonders auch Epko von Repkau
im Sachsen-Spiegel bezeugen, daß lange nach
diesen
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