Full text: Annalen der preußischen innern Staats-Verwaltung (Bd. 15, H. 1 = Jg. 1831, Jan. - März (1831))

169 
des Körpers wird marmorkalt, und bekommt ein gefleck¬ 
tes bläuliches Ansehen; an den Fingern zieht sich die Haut 
in eigenthümliche Falten zusammen, die oberflächlichen Blut¬ 
adern werden leer, der Puls wird oft innerhalb ein Paar 
Stunden so schwach und fadenförmig, daß man ihn kaum 
fühlt, bis endlich seine Spur ganz verschwindet; die Augen 
fallen ein, um sie herum entsteht eine tiefe bläuliche Furche, 
die Zunge wird kalt und blaß, die Nase spitzt sich zu, 
die Wangen sinken ein, und das ganze Gesicht wird, so wie 
der Umfang des ganzen Körpers, kleiner. Der Kranke wirft 
sich in seiner Angst unaufhörlich umher, oder liegt auf dem 
Rücken mit emporgehobenen Vorderarmen, die er frei in 
der Luft hält. Die Sinneswerkzeuge werden noch unfähi= 
ger ihrer Verrichtung vorzustehen; es dunkelt vor den Au= 
gen, die Augenlieder fallen zu, ein Krampf hemmt ihre Thä¬ 
tigkeit, und der Kranke fühlt deutlich, daß die Augäpfel in 
die Augenhöhlen hineingezogen werden. Zur 
größten Pein gereichen aber dem Kranken die furchtbarsten 
Starrkrämpfe in den Gliedmaßen, besonders in den untern 
und vorzugsweise in den Waden; sie treten bisweilen gleich 
anfangs, bisweilen erst später und öfters mit krampfhaften 
Schmerzen im Unterleibe abwechselnd ein; in manchen Fäl= 
len fehlen sie jedoch ganz. Die Stimme wird heiser, schwach 
und kaum vernehmbar; das Athmen geht schwer, bald lang¬ 
samer, bald schneller von Statten, und wird häufig von 
Seufzen und Gähnen unterbrochen. Die ausgeathmete Luft 
ist kalt, das aus der Ader gelassene Blut pechschwarz, 
und gerinnt schnell zu einem dicken gleichförmigen Brei. Un¬ 
ter diesen Zufällen kann der Kranke schon nach Verlauf von 
vier, acht bis zwölf Stunden, zuweilen aber auch erst nach 
einigen Tagen sterben, indem er entweder in einen Schlaf versinkt, 
der unter schmelzenden Schweißen in den Tod übergeht, 
nachdem Krämpfe und Erbrechen nachgelassen haben, und 
aus der geöffneten Ader kein Blut mehr geflossen ist; oder 
der Tod erfolgt unter den heftigsten Starrkrämpfen aller 
Muskeln, wobei außer diesen jedes andere Lebenzeichen be¬ 
reits verschwunden ist. 
Zuweilen gesellen sich auch noch andere lebensgefähr¬ 
Max-Planck-Institut für
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer