252 Denckwürdige Lebens-Memoire
gen / und ist niedergeknyet / hat das Volck ersu=
chet / für ihn zu beten / hat auch selbst mit unbe=
schreiblicher Jnbrünstigkeit / den Trost=reichen
116. Psalm: Das ist mir lieb / daß der
HERR meine Stimme und mein Flehen
höret / rc. gebetet / hat auch vom zehenden biß
letzten Vers / in Frantzösischer Sprach / eine Auß=
legung daruͤber gemachet/ und alles auf sich und
seinen Zustand glaubig appliciret. Und solches
alles hat er mit frisch= und freudigen Geberden
geredet. Wie denn gewiß / daß alle seine Reden
und Vorstellungen / mit einer heiligen Freude /
und unglaublichem Eyffer angemischet waren.
Die Haare wolte er sich mit Fleiß durch den
Hencker lassen abschneiden/ weil er aber zu unge¬
schickt darzu / hat es einer der Jesuiten gethan /
als solches geschehen / hat er sich wieder nieder
auf die Knye geworffen / und ein und anderes
kurtzes Gebetlein gen Himmel gethan/ und die
Umstehenden fuͤr ihn zu beten ersuchet. Ferner
hat er sich die Augen vom Scharffrichter zubin=
den lassen / mit einem Schnuptuch / so ihm von
den Umstehenden zugeworffen worden/ weil er
sein eigenes nicht darzu nehmen wollen. Hier¬
auff legte er seinen Kopff auf den Block / loscte
auch die Baͤndelein am Hembde/ die im Wege
waren / selbsten ab / und entblössete die Schulter /
stellete sich also unter das Richt-Beil/ und betete
diese letzten Worte; Maria, Mater gratiae, tu nos
ab hoste protege, & hora mortis suscipe, in ma¬
nus tuas, Domina, commendo spiritum meum.
Hierauff folgete der Streich/ aber gar ungluck¬
lich /
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