Full text: Oswald, Hans: Soziale Beziehungen und Interaktionen unter Grundschulkindern

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siert (eine Ausnahme bildet V. Furlong 1976) oder nach unter¬ 
schiedlichen strukturellen Merkmalen derartiger Gruppen ge- 
sucht. Seit Muzafer und Carolyne Sherifs bahnbrechenden Unter- 
suchungen in experimentellen Situationen (1966, vgl. auch M. 
Sherif u.a. 1961) und in natürlicher Umgebung (1964) gilt als 
gesichert, daß die peer-group von Jugendlichen die wichtigsten 
von Gruppenpsychologie und -soziologie herausgearbeiteten Merk- 
male wie Außengrenze, interne Differenzierung, Solidarität, 
eigene regulative Normen und gemeinsame Ziele besitzt. Ohne 
nähere Diskussion der gruppenpsychologischen und -sozio- 
logischen Implikationen wird der Begriff "peer-group" auch für 
Kindergruppen im Elementarschulalter verwendet (vgl. etwa W. W. 
Hartup 1983). Dabei ist gelegentlich nicht einmal deutlich, ob 
mit peer-group immer einzelne, voneinander abgegrenzte Gruppen 
gemeint sind oder die soziale Kinderwelt im allgemeinen. 
Die ausführlichen Auskünfte der Kinder in Verbindung mit den 
Beobachtungen im Klassenzimmer in unserer Untersuchung erlauben 
eine genauere Analyse der Gruppierungen. Dabei lassen sich drei 
Typen von Beziehungsstrukturen unterscheiden, alle drei Typen 
kamen sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen vor. Die Detail¬ 
analyse einer Klasse der vierten Jahrgangsstufe ergab, daß der 
Gruppencharakter im Sinne sozialpsychologischer Kriterien in 
diesem Alter durchweg nur schwach ausgeprägt war (L. Krapp¬ 
mann/H. Oswald 1983b). Am ehesten entsprach den Kriterien eine 
Formation von Mädchen - etwas schwächer auch eine Formation von 
Jungen -, die wir deshalb "Gruppe" nennen. Die Gruppe hatte 
eine deutliche Grenze (sechs Mädchen bzw. fünf Jungen), wobei 
jeweils zwei Kinder schwächer angebunden waren. Alle Mitglieder 
bezeichneten sich wechselseitig als Freunde (eine einseitige 
Nennung in der Mädchengruppe), und es gab ein dominierendes 
Gruppenthema: bei den Mädchen die Schulleistung, bei den Jungen 
Regelspiele, vor allem Fußball. Insbesondere in der Mädchen- 
gruppe gab es auch Ansätze zu interner Differenzierung, inso¬ 
fern je zwei Mädchen untereinander enger befreundet waren als
	        
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