Full text: Oswald, Hans: Soziale Beziehungen und Interaktionen unter Grundschulkindern

mationen lassen sich allerdings durch Verhaltensbeobachtungen 
nicht gewinnen. Wir ergänzten deshalb die Beobachtungen durch 
halbstrukturierte Befragungen der Kinder, die es uns ermögli¬ 
chen sollten, die Einbindung der Kinder in die Welt der Gleich¬ 
altrigen, ihre Freundschaften und Gruppen sowie ihre Einstel- 
lungen zu Geschehnissen in der Kinderwelt zu analysieren. Auch 
hier wählten wir eine qualitative Vorgehensweise, da uns die 
üblichen soziometrischen Verfahren in der Nachfolge J. L. 
Morenos (1934) für unser Anliegen zu grob zu sein schienen. Ein 
Leitfadeninterview mit den Eltern erbrachte zusätzliche 
Hintergrund- und Kontextinformationen. Die sogenannte "Trian- 
gulation" (wechselseitiger Bezug der drei Datenquellen Beob¬ 
achtung, Befragung, Dokumentenanalyse) vervollständigten wir, 
soweit möglich, durch die Sammlung wichtiger Fakten aus dem 
Leben der Kinder (Besuch von außerfamilialen Betreu- 
ungseinrichtungen, Umzüge, schwere Krankheiten, Schullaufbahn) 
und die Erhebung der Schulleistungen. 
2.1 Das Forschungsfeld 
Alle Beobachtungen und Kinderbefragungen fanden in einer Grund- 
schule eines Westberliner Innenstadtbezirkes statt, die wir 
Michael-Ende-Grundschule nennen. Die Bewohner gehören nach den 
üblichen Kriterien vornehmlich der oberen Unter- und der unte- 
ren Mittelschicht an. Nur sehr wenige Kinder haben Akademiker 
als Eltern, im Vergleich zu Bezirken wie Kreuzberg und Wedding 
fehlen aber auch weitgehend die ungelernten Arbeiter, und der 
Ausländeranteil in der Bevölkerung ist gering. In einer diffe- 
renzierten Untersuchung der Wohnqualität Berliner Stadtgebiete 
nimmt die Gegend um unsere Schule einen mittleren Rang ein (H. 
Stahl 1980). Es gibt fast ausschließlich geschlossene Bebauung. 
Die meisten Häuser der Umgebung sind vier- bis fünfgeschossige 
Mehrfamilienhäuser der 20er und 30er Jahre oder des sozialen 
Wohnungsbaues in den 50er Jahren. Das Viertel macht einen
	        
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