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Wie der Fischer auf den Fischfang, so geht die
Welt auf Beute aus. Will der Fisch die Lock¬
speise nicht anbeißen, nun, so greift der Fischer zu
einem anderen Mittel, das besser zieht. Aehnlich
macht es die Welt. Ist zwar ihre Hauptlockspeise
die starkziehende Sinnlichkeit, so flicht sie überdies
oft von blinkendem Silber und glänzendem Golde
in geschicktester Weise eine Kette, mit der sie den
Kindern Gottes zu schmeicheln sucht und sie in
Fesseln legt. So erlauben sich viele junge Mäd¬
chen, selbst Jungfrauen in reiferem Alter, gewisse
Freiheiten mit einem reichen Jüngling oder Witt¬
wer, und zwar in der Aussicht auf — eine Ehe¬
schließung, — Freiheiten nämlich, die sie von einem
armen, oder weniger mit Geld und Gut Bedachten ge¬
wiß nicht dulden würden. Andere veräußern das Ge¬
wand der heiligmachenden Gnade gegen ein weltliches,
materielles Kleid, und nehmen nicht Anstand, in
diesem Kleide vor der Welt aufzutreten und sich
zu zeigen, um die Augen auf sich zu ziehen und
Menschen zu gefallen, während sie nicht fürchten,
ihrem göttlichen Erlöser zu mißfallen. Wieder Andere,
und das sind namentlich ärmere, bedürftige Mädchen
und Wittwen, verlieren beim Anblick des ver¬
führerischen Geldes den lieben Gott aus Herz und
Sinn; sie geben gleichsam den ewigen Himmel
gegen das vergängliche Metall zum Tausch. Alle
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Digitalisierungsvorlage
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