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und Gnade. — Dies bietet mir den Anlaß dar, noch ein
Wort über die Vatermacht zu sagen.
Groß ist eure Würde in der Oberherrlichkeit über
Gattin und Kinder, in deren Mitte ihr wie Bischöfe da¬
stehet. Weil aber eine Würde ohne Macht bedentungslos
ist, so müßet ihr eine der Würde entsprechende Gewalt
besitzen. Da nun bitte ich alle, ob Väter oder Mütter,
ob Söhne oder Töchter, diesem Gegenstande eure volle
Aufmerksamkeit zu schenken. Denn soll die Familie und
die Erziehung nicht immer mehr in Brüche gehen, müssen
wir nicht bloß Mütter, sondern vor allem Väter haben.
Daher wollen wir jetzt die Machtstellung des Vaters in
bezug auf das leibliche und geistige Wohl der Fa¬
milie betrachten.
Gott, als der Schöpfer aller Dinge und der Vater
aller Menschen, hat die unbeschränkte Macht, Alles zu
erhalten und Alle zu ernähren. Sobald er daher einen Mann
als seinen Stellvertreter über eine Familie setzt, muß er
ihm auch von dieser Macht etwas mittheilen. Daher seht
ihr auch den hl. Joseph, wie er die Mutter und das Kind
nimmt, durch die Flucht nach Aegypten sie dem Tode zu
entreißen, und wie er in seiner Werkstätte arbeitet, die ihm
anvertraute Familie zu ernähren. Weil aber der Einzelne
oft zu wenig Macht besitzt, um seine Familie zu beschützen,
und zu erhalten, hat es Gott gefügt, daß Millionen Väter
zu einer Familie, welche man das Vaterland nennt, sich
vereiniget haben. Daher ist denn auch die Liebe zum
Vaterlande mit der Liebe zur Familie jedem Menschen
angeboren, und diese Liebe wächst in dem Grade als die
Familie vom Vaterlande den von Gott gewollten Schutz
und Schirm findet, muß aber auch erkalten, sobald ihre
höchsten Güter unter dem Vorwande des Vaterlandes in
Gefahr kommen.
Damit ist natürlich keineswegs gesagt, daß der Vater
Digitalisierungsvorlage.
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DErzbischöfliche Diözesan
x-Planck-Institut für Bildungsforschung
D
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