Full text: Hug, Gallus J.: ¬Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte

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zu erkennen? Wir haben in heiliger Gleichmüthigkeit 
1) uns selbst 2) gottesfürchtige Rathgeber und 3) Gott 
selbst anzufragen. 
Wer also in seiner Standeswahl glücklich sein will, 
der soll zuerst sich selbst fragen und zwar in hl. Gleich¬ 
müthigkeit. Worin besteht denn diese Gleichmüthigkeit? 
Sehet, unser Herz soll einer empfindlichen Wage gleichen, 
deren Zünglein, so lange kein Gewicht in die Schale gelegt 
wird, weder nach dieser noch jener Seite hinausragt sondern 
unbeweglich bleibt. Was will das sagen? Wir sind einzig 
auf der Welt, um Gott zu dienen und selig zu werden; 
deswegen soll unsere Seele gegen die einzelnen Stände 
gleichgültig sein, um dann jenen zu wählen, in welchem 
wir unser Heil am sichersten wirken. Wie nämlich das 
Zünglein der Wage sich auf jene Seite wendet, wo das 
Gewicht in die Schale fällt, so darf auch unser Herz sich 
nur nach jenem Stande hinneigen, wo das Gewicht der 
wahren Gründe ist. Das ist die Gleichmüthigkeit der 
Seele. 
Sobald daher die Jugend bei der Standeswahl nicht 
mehr auf ihr ewiges Ziel hinschaut, sondern nur auf 
Geld und Ehre und Wohlleben, sobald sie sich nur fragt: 
wo und wie kann ich schnell reich werden? Welcher Stand 
verspricht mir die größten Ehren, bietet die meisten Ge¬ 
nüsse? Wo und wie komme ich dazu, meine Leiden¬ 
schaften am schnellsten zu befriedigen? Sobald ein Jüng¬ 
ling, eine Jungfran sich so fragt, ist die nothwendige 
Gleichmüthigkeit verloren und eine glückliche Standeswahl 
rein unmöglich. 
Wollet ihr daher glücklich wählen, sollet ihr im 
Gleichmuth der Seele aufrichtig sagen können: „Rede Herr, 
dein Diener hört: Herr, was willst du, daß ich thue; siehe 
ich bin bereit? Ob ich dabei arm bleibe oder reich 
werde, ob mein Leben mühevoll oder leicht, ob mein 
Digitalisierungsvorlage: 
 
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 
M.
	        
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