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Denken wir an jene hl. Agnes. Warum steht sie
mit dreizehn Jahren vor dem Richter? Was ist ihr
Verbrechen? Sie will nicht in den Ehestand treten,
sondern ihrem göttlichen Bräutigam in unversehrten
Jungfräulichkeit anhangen. Man verspricht ihr Reich¬
thümer und Ehren — sie bleibt standhaft; sie wanket
nicht; sie steht mitten im Feuer und bleibt unversehrt
wie ihre Jungfräulichkeit in der Gluth der Verfolgung,
man schlägt ihr das Haupt ab, und sie fliegt mit der
Doppelpalme der Jungfräulichkeit und des Martyriums
zu den Höhen des Himmels.
Woher all' diese Wunder? Sie selbst gibt die Er¬
klärung mit den Worten: „Honig und Milch habe ich
von seinem Munde erhalten und sein Blut hat meine
Wangen geziert, und so hat er in mein Antlitz ein Zeichen
(Cf.
gesetzt, daß ich keinen andern Liebhaber zulasse."
Off. S. Agnes.) Was ist Milch und Honig? Die
Süßigkeit göttlicher Gnade und Tröstung, welche sie in
der hl. Communion gleichsam aus den Wunden Christi
empfangen. Daher sind ihr selbst die erlaubten Welt¬
freuden Ekel und Bitterkeit. Sein Blut hat- meine
Wangen geziert. Wie ist das möglich? In der heiligen
Communion habe ich dasselbe empfangen; es durchdrang
gleichsam meinen Leib und gab ihm die überirdische
Schönheit und Anmuth, und die Kraft dieses Blutes ver¬
scheucht jeden Würgengel von meiner Seele und meinem
Leibe. Oder warum sank jener freche Jüngling vor
ihren Füßen plötzlich zusammen. Aus dem mit dem
Blute Christi gerötheten Antlitze der Jungfrau traf es
ihn wie ein Blitzstrahl.
Wohlan nun, christliche Söhne und Töchter, wenn ihr
Alle wie die hl. Agnes die hl. Communion empfinget,
wenn ihr sagen könntet: „Honig und Milch hab' ich aus
seinem Munde empfangen, und sein Blut röthet meine
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Hug, christl. Familie.
L
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
M.
Dgtalserungsvorlage
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