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zu stellen als sein Gewissen, um Kredit zu haben. Von
vielen Tausenden kann doch aber heutzutage nicht mehr
bezeugt und versichert werden, daß sie Gewissen, wohl
aber, daß sie keins haben. Denn woher kommt es,
daß wir jetzt täglich so viel von wahren und falschen
Bankerotten, Betrügereien, Meineiden, Diebstählen, aller¬
lei Attentaten auf Eigentum, Sittlichkeit und Leben zu
hören bekommen? Das kommt von der großen Ge¬
wissenlosigkeit her, die jetzt bei gar vielen geringen und
vornehmen Leuten Mode ist. Viele verdienen eben
keinen Kredit, weil sie kein Credo, keinen Glauben
haben. Wo aber kein Glaube, da ist auch kein Ge¬
wissen, und wo kein Gewissen, da — ich habe es schon
einmal gesagt, taugt der Mensch nichts, nichts in der
Kirche, nichts im Staate, nichts in der Gemeinde, nichts
in der Familie: man kann ihm eben nirgends trauen.
Wer also ein rechtschaffener Bürger sein will, muß
Gewissen haben.
Ein christlicher Bürger muß Ehrgefühl be¬
sitzen. Bei den meisten Urteilen, die heutzutage über
schwere Verbrechen gefällt werden, wird fast regelmäßig
als besondere Verschärfung der Strafe mehrjähriger
Verlust der Ehre ausgesprochen. Wollte man
aber allen, die bereits ihre Ehre verloren, dies öffent¬
lich oder gerichtlich konstatieren lassen, so hätte man
große Arbeit zu thun. Denn fast möchte man glauben,
der englische Dichter Shakespeare habe auch heut¬
zutage noch recht, wenn er sagt: „Ehrlich sein, wie
es jetzt hergeht in der Welt, heißt der einzige Auser¬
wählte unter Zehntausend sein". Wo aber die Ehre
gänzlich abhanden gekommen, und das Ehrgefühl nur
mehr in dem Gedanken besteht: „Bisher ist es mir
gelungen, über meinem Thun und Treiben von der
Polizei nicht erwischt zu werden, ich werde auf der
Hut sein, daß sie mich auch fernerhin nicht erwischt",
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