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die allein die Kraft besitzt, auch trotz des schlechtesten
moralischen Klimas und seiner schädlichsten Einflüsse
den Willen des Jünglings zu stählen, bis er hart und
zäh genug ist, um „bis aufs Blut im Kampfe gegen
die Sünde zu widerstehen". Diese Macht ist aber die
christliche Religion, wie sie sich in leuch-
tenden Vorbildern, vorab aus der hei¬
ligen Vorzeit, der Jugend zur Nach¬
ahmung vorstellt. Theodoret erzählt in seiner
Kirchengeschichte von dem hl. Hormisdas, dem
Sprößling einer vornehmen persischen Familie, daß er
lieber den Verlust aller seiner reichen Güter, dazu das
größte Elend erduldet, als daß er an seinem Erlöser
und seiner Kirche Treubruch beging. Der grausame
Perserkönig Sapor ließ ihn, auf die Nachricht, daß er
Christ sei, vor den Richterstuhl citieren und ihm be¬
fehlen, dem Zimmermannssohne abzuschwören, widrigen¬
falls ihm die Konfiskation seines ganzen Vermögens
und die Verbannung in Aussicht stehe. Der junge
Hormisdas aber erwidert freimütig: „Es ist weder
gerecht noch klug für einen König, solche Befehle zu
erlassen. Denn wer sich nichts daraus macht, Gott,
den allerhöchsten König, zu verleugnen und ihm den
Eid der Treue zu brechen, wird sich noch weniger
daraus machen, einen irdischen König zu verachten, der
nur ein sterblicher Mensch ist. Wenn nun aber der¬
jenige, welcher eines irdischen Königs Herrschaft nicht
anerkennt, des Todes schuldig ist, welche Strafe wird
erst jenem bevorstehen, welcher Gott, dem Schöpfer
des Weltalls, abschwört. Mute mir also solchen Befehl
nicht zu, ich werde ihm nicht gehorchen." Solche Weis¬
heit aber fand bei dem grausamen Herrscher kein Gehör.
Der unerschrockene Kämpfer ward also seines Vermögens
beraubt und verurteilt, bloß mit einem Stück Leinwand
bekleidet, als Kameltreiber in der Armee zu dienen und
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Erzbischöfliche Diöz
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