Full text: Hammer, Philipp: ¬Der christliche Vater in seinem Berufe

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Strudel der Verführung, wenn alle übrigen 
Wahrheitslehren der Schule längst ver¬ 
schwunden waren." Das sind aber in der That be¬ 
herzigenswerte Worte, wie man sie heutzutage von den 
Vorständen höherer Schulen selten mehr zu hören be¬ 
kommt. Soll also Herz und Sinn und Lebenswandel 
unserer Jugend rein erhalten werden und die Richtung 
zum Himmel bekommen, so kann und darf die Religion 
nicht umgangen, sie darf auf den Unterricht, auf das 
bloße Wissen nicht beschränkt werden, sie muß das 
Herz und all sein Wünschen und Streben, all sein 
Hoffen und Lieben erfassen und durchdringen, läutern 
und nach dem rechten Ziele richten, sie muß das Ge¬ 
wissen der Jugend werden. 
Die Fabel erzählt, ein Hecht sei ins Garn geraten 
und vom Fischer zum Tod verurteilt worden. Dieses 
grausame Los habe er sich aber sehr zu Herzen ge¬ 
nommen: er wollte noch nicht sterben. Darum habe 
er sich aufs Bitten verlegt und an des Fischers Barm¬ 
herzigkeit appelliert: „Verschone meiner, denn ich trage 
". 
die Leidenswerkzeuge deines Erlösers in meinem Kopfe 
Der Fischer aber wußte, daß der Hecht, trotzdem er die 
Leidenswerkzeuge, womit Christus gekreuzigt wurde, 
Kreuz und Leiter, Schwamm und Lanze im Kopfe 
trage, doch seinen Stammverwandten im Wasser uner¬ 
müdlich nachstelle, unbarmherzig über sie herfalle und 
aus ihrem Fleische sich ein grauses Mahl bereite. 
Darum gab er seinem Gefangenen einen abschlägigen 
Bescheid und fügte bei: „Religion hast du wohl im 
Kopf, aber keine im Herz!" Schlimmere Nachbarn 
aber, als der Hecht den übrigen Fischen, können 
Christen, welche Religion im Kopf, aber keine im 
Herzen haben, ihren Mitchristen werden; sie wissen 
dann freilich, was sie sollen, thun aber, was sie wollen; 
sie kümmern sich hie und da um die rechte Redensart, 
 
Erzbischöfliche Diöz 
Max Planck Institute for Hluman Developme
	        
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