Full text: Hammer, Philipp: ¬Der christliche Vater in seinem Berufe

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Leidenschaft und Sinnlichkeit? — es ist eine wahrhaft 
religiöse Erziehung, die schon mit der Entwickelung des 
religiösen Elementes im elterlichen Hause beginnen muß. 
Denn kein Alter im Menschenleben ist so reich an 
Religionsgefühl als das Kindesalter. Im Donner 
wie im Sonnenschein, im Sturme wie im sanften 
Wetter, überall in der ganzen Natur fühlt das Kind 
die Nähe eines höheren Wesens, das entweder als er¬ 
zürnter Rächer der Sünde die Menschen bestraft oder 
als gütiger Vater über unser Leben Freude und Wonne 
ausgießt. Dieses religiöse Gefühl aber zu wecken und 
zu pflegen, es in seinen Grundzügen zu entwickeln und 
auszubilden ist Sache des Elternhauses, kommt der 
Familie zu. Ist dies versäumt, so kommt die Erziehung 
in der Schule, selbst wenn sie ist wie sie sein soll, 
meistens zu spät, um es zu ersetzen. Möchte also dies 
recht beherzigt werden! Ist es ja doch die Religion 
ganz allein, die den künftigen Mann bildet, die das 
Herz veredelt, die es tugendhaft und sittenrein, gro߬ 
mütig und opferwillig macht, die noch schützt und warnt, 
wo unsere Kunst, die Kunst der Schule und Lehrer, 
aufhört, und unser beobachtender Blick nicht hinreicht. 
Wir können unsern Schülern verbieten, Böses zu thun; 
aber die Erinnerung an die Allwissenheit Gottes 
 
allein kann sie hindern, Böses zu denken. Wir können 
die Fehler unserer Zöglinge bestrafen, wenn wir sie 
sehen; aber die Furcht Gottes kann sie verhüten und 
bewirken, daß die Schüler sie gar nicht begehen. Die 
religiösen Wahrheiten, welche das Kind in sein Herz 
aufnimmt, sind unauslöschlich und ergießen sich, durch 
fortgesetzte religiöse Erziehung genährt, segenbringend 
über das ganze Leben des Jünglings hin. Die ein¬ 
fachen, aber ernsten Gedanken an den allgegenwärtigen 
Gott, an das Gericht, an die Ewigkeit — wie manchen 
Jüngling haben sie gerettet aus dem gefährlichen 
 
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