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Wahl des Standes und Berufes.
gewöhnt, viele Familien sind verarmt und
zu Grunde gegangen, bei denen der erste
Anfang des Uebels in der Unfähigkeit der
jungen Hausfrau zu suchen ist.
Bei einer großen Zahl verursacht die
Berufswahl wenig Kopfzerbrechen. Sie müs¬
sen das Brot suchen, wo und sobald sie es
finden, und die Vermutung spricht dafür,
daß sie zeitlebens als Arbeiter, Dienstboten,
Angestellte in abhängiger Stellung bleiben
werden.
Auch diese müssen für ihren Stand er¬
zogen werden. Man soll sorgen, daß sie die
Selbstachtung und die Achtung ihres Stan¬
des nicht verlieren. Vor Gott, vor vernünf¬
tigen Menschen und angesichts der Ewigkeit
ist es ganz einerlei, welchem Stande der
Mensch angehört, wenn er nur das, was er
sein will und sein soll, recht ist. Eine brave
Nähterin in ihrer Dachkammer ist achtens¬
werter als eine eitle Fürstin, und nicht selten
auch noch glücklicher. Hier gilt das Wort
von Oskar von Redwitz:
„Und ob ich wie die Sonne glüh',
Ob ich ein kalter Nebelschein,
Ob ich wie Schiras Rosen blüh',
Ob ich ein arm Waldblümelein,
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Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
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