Full text: Cramer, Wilhelm: ¬Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll

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kaum mehr nach den religiösen und sittlichen Verhält¬ 
nissen der betreffenden Person fragt, ja in die Hei- 
rath einwilligt, sie sogar auf alle Weise in's Werk 
zu setzen sucht, selbst dann, wenn es feststeht, daß 
z. B. der betreffende junge Mann sittlich ausschwei¬ 
fend und übel berüchtigt ist, daß er sich aus Religion 
und Kirche nicht viel, gar nichts mache, seine reli¬ 
giösen Pflichten versäume, ja gradzu mit dem Glau- 
ben und der h. Kirche gebrochen habe. Daher dann 
auch nachher diese unglücklichen Ehen! Die Tochter 
ist freilich in einen guten Besitz gekommen, sie ist 
Frau in einem angesehenen Hause, die Gattin eines 
sie 
wohlhabenden, vielleicht hochgestellten Mannes, 
sch¬ 
wohnt schön und vornehm, sie stellt in der men 
ist 
lichen Gesellschaft etwas vor; aber ihr Mann 
leichtsinnig, ist ohne Religion und Tugend giebt 
ich 
seinen bösen Neigungen hin, hat auf die Dauer für 
die Frau kein Herz, bereitet ihr Kummer und Gram, 
die Frau schleppt in ihrem schönen Hause unter ihren 
kostbaren Kleidern, in den Gesellschaften und Cirkeln 
ein unbefriedigtes, leeres, vielleicht selbst gramerfülltes, 
unglückliches Herz herum. Und wird sie unter solchen 
Verhältnissen nicht auch selbst Gott und dem Höhern 
entfremdet werden, ein Raub des Leichtsinns und der 
Sünde? Und mit ihr dann auch die Kinder! Welche 
Aussichten dann für die Ewigkeit?! Belege für das 
Gesagte bietet die Gegenwart in reicher Zahl. Ja, 
man hat es zu beklagen, daß selbst Eltern, denen 
man sonst eine gute und gläubige Gesinnung nicht 
absprechen kann, in diesem Punkte ganz ähnlich han¬ 
deln; sie geben z. B. ihre gleichfalls braven Töchter 
an junge Männer der oben geschilderten Art zur 
Ehe hin. Freilich schmeicheln sie sich dabei vielleicht 
Digitalisierungsvorlage: 
 
a. 
) 
Max Planck Institute for Hluman Developmer
	        
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