Full text: Cramer, Wilhelm: ¬Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll

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Man fehlt bei der Wahl des Standes für den 
Sohn, indem man zu wenig oder gar nicht Rücksicht 
nimmt auf die Neigung desselben. Hält man mit 
Recht eine gewisse Hinneigung zu diesem oder jenem 
Stande für ein Zeichen des Berufes zu demselben, 
so liegt darin zugleich eine gewisse Bürgschaft dafür, 
daß der Mensch in diesem Stande sich am leichtesten 
und meisten zufrieden finden und die Pflichten dessel¬ 
ben am besten erfüllen werde. Höchst bedenklich ist 
es in allen Fällen, den Sohn zu einem Stande zu 
drängen, dem er gradzu abhold ist. 
Man fehlt bei der Wahl des Standes, indem 
man nicht gebührend die Gaben und Fähigkeiten des 
Sohnes, seine körperliche und geistige Beschaffenheit 
beachtet. Dadurch wird dann derselbe in einen Stand 
gebracht, für welchen ihm die entsprechende Begabung 
abgeht, für den er die nöthigen Kenntnisse und Fer¬ 
tigkeiten sich nicht erworben hat und nicht hat erwer¬ 
ben können, dessen Anforderungen er also nicht ge¬ 
wachsen ist. Wie übel für ihn und für Andere! 
Es wird bei der Standeswahl dadurch gefehlt, 
daß man sich die Frage nicht in erwünschter Art 
beantwortet, ob der gewählte Stand auch hinlängliche 
Aussichten und Bürgschaften für das zeitliche Fort¬ 
kommen und für eine entsprechende Lebensstellung biete. 
Je mehr es sich also bei der Wahl des künftigen 
Lebensstandes recht eigentlich um das Wohl des Soh¬ 
nes für Zeit und Ewigkeit handelt, je Mehreres 
dabei zu berücksichtigen steht und je schwieriger leicht 
ein gesichertes und richtiges Urtheil ist, desto ernster 
und verantwortlicher erscheint die Aufgabe des Va¬ 
ters, der eine solche Wahl leiten und vollführen soll, 
wichtig genug, um sie bei sich selbst in die ernsteste 
Digitalisierungsvorlage. 
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Dezbisel 
Max Planck institute for Hluman Developmet 
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