Full text: Cramer, Wilhelm: ¬Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll

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b) Der Sohn, die Tochter außer dem Hause. 
Der Sohn, die Tochter verlassen das väterliche 
Haus und werden zeitweilig Genossen einer andern 
Familie in der Nähe oder vielleicht in weit gelegener 
Ferne; es handelt sich darum, das für den künftigen 
Beruf Erforderliche zu lernen und sich anzueignen, 
oder sich schon jetzt ihr Fortkommen selbst zu 
schaffen. Der Sohn tritt als Zögling an einer An¬ 
stalt ein, oder er findet als Lehrling in einem Han¬ 
delshause, in einer Werkstatt, als Dienstbote bei einer 
Herrschaft seine Stelle. Die Tochter verläßt das 
Haus, um in einer fremden Familie die erwünschte 
Weiterbildung zu erlangen, oder um als Dienst¬ 
mädchen bei andern zu dienen. 
Einen Vater, wie wir ihn uns vorstellen, dem, 
wie es sein soll, vor Allem das Seelenheil seiner 
Kinder am Herzen liegt und der bis dahin Alles 
in genugsam gesichertem Verwahr beschlossen halten, mög¬ 
lich ist, vielleicht sogar ohne Mühe sich solches diebisch zu 
verschaffen. Fast immer haben wir die traurige Erfahrung 
gemacht, daß das die Veranlassung und der unselige Weg 
für junge Leute geworden, um nach und nach in der trau¬ 
rigsten Weise zu entarten, um nach und nach zum Trunke, 
zur Ausschweifung, selbst zu Unredlichkeit und Diebstahl 
zu kommen; das Herz mußte Einem bluten, wenn man 
Solches wahrnahm, und mit dem größten Nachdruck ver¬ 
lautbarte sich der Wunsch: O könnte man es doch dem 
betreffenden Vater, der Mutter gebührend an's Herz legen, 
daß sie ihren Kindern, sowohl denen, die sie bei sich haben, 
als auch insbesondere denen, welche in der Fremde weilen, 
doch das Geld, wo möglich, ganz vorenthalten, oder sonst 
es ihnen, so viel es thunlich, nach dem strengsten Bedürf¬ 
nisse zumessen; daß sie doch die nöthige Vorsicht anwen¬ 
den, damit ihren Kindern der Zugang zu ihren Kassen 
und Taschen nicht möglich sei. Gelegenheit macht Diebe. 
Digitalisierungsvorlage: 
 
Max Planck institute for liuman Developme 
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