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treu sein, besonders aber dann nicht, wenn er von seiner
Untreue sich einen Vortheil verspricht. Wird ein Mann,
der wegen einer erbärmlichen Kleinigkeit, aus feiger
Rücksicht auf Andere seinen unendlichen Gott, der ihn
doch richten und über seine ganze Ewigkeit entscheiden
wird, beleidigt, im Stande sein, für seine Mitmenschen
große Opfer zu bringen, wird er mit all seinen Kräften,
Sorgen und Arbeiten freudig für das Wohl und Heil
Anderer eintreten? Sicher nicht. Ein Christ dagegen,
der seinem Herrn und Gott treu dient und gewissenhaft
seine religiösen Pflichten erfüllt trotz der Schwierigkeiten,
die sich ihm dabei in den Weg stellen und trotz des
Hohnes und Spottes, den er deshalb zu ertragen hat,
wird auch gewissenhaft seinen übrigen Berufspflichten
entsprechen; denn er weiß, daß er darüber einst strenge
Rechenschaft ablegen muß; er weiß, daß der göttliche
Heiland kein Wohlgefallen an seinen religiösen Uebungen
hat, wenn er in schuldbarer Weise seine Berufspflichten
vernachlässigt. Ein Christ, der wohl Gott, aber nicht
die Menschen fürchtet, wird der fleißigste und zuver¬
lässigste Arbeiter, wird der treueste Familienvater, wird
der beste und ergebenste Bürger, wird der gewissen¬
hafteste Beamte sein.
Das war auch die Ueberzeugung des Constantius
Chlorus, des Vaters Constantins des Großen. Derselbe
war, obgleich selbst noch ein Heide, den Christen sehr
gewogen und hatte manche derselben in seinen Hofdienst
genommen. Eines Tages nun wollte er diese prüfen;
er ließ sie darum in einem großen Saale zusammen¬
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