Full text: Ghillany, Friedrich Wilhelm: Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim

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eine Weltkugel in der Rechten haltende Christuskind durch das Meer trägt — eine sinnige Anspielung auf den 
Namen Christophorus Columbus und die Hoffnung, welche seine Entdeckung des festen Landes von Südamerike 
(1. August 1498) für die Verbreitung des Christenthums gab. Juan de la Cosa, der Zeichner der Weltkarte, wa 
des Columbus Gefährte auf seiner zweiten Expedition (25. Sept. 1493 bis 11. Juni 1496) gewesen. Er hat an fünf 
grossen Expeditionen Theil genommen (von 1493 bis 1509), von denen er zwei anführte (Exam. crit. T. V. p. 163). 
Aus dem Prozesse des Spanischen Fiscus gegen Don Diego Colomb über das Verdienst der ersten Entdeckung lernen 
wir, durch die Aussage des Bernardo de Ibarra: „Christoph Columbus, den man immer schlechthin den Admiral 
(wie Hernan Cortez den Marquès) nennt, habe sich darüber beklagt, dass Juan de la Cosa umherginge und be 
haupte, Mehr zu wissen als er, der Admiral. Cosa, hombre habil andaba diciendo que sabia mas que el 
Auch Petrus Martyr de Anghiera spricht mit grosser Achtung von Juan de la Cosa. Als er zu dem Marineminister 
dem Bischof von Burgos Juan de Fonseca ging, um ihn 1514 über den Zusammenhang neu entdeckter Küsten zu 
consultiren, „fand er in dem Studirzimmer des Bischofs die trefflichen Seekarten des Juan de la Cosa, des Andrès de 
Morales aus Triana, und eine Portugiesische Karte, von der man glaubt, sie sei das Werk des überaus sachkundigen 
Amerigo Vespucci, der in seiner Schifffahrt die Aequatorial-Linie durchschnitten hat.“ Exam. crit. T. IV. p. 130. 
Die Weltkarte von Juan de la Cosa stellt in ziemlich richtiger Configuration, aber viel zu nördlich vor die grosser 
und kleinen Antillen, die nördliche Küste von Südamerika (von der Bocca del Drago bis Cabo de la Vela und Monte 
San Eufemia, dem östlichsten Berggehange der Sierra de Sta. Marta, damals Sierras nevadas da Citarma genannt), auch 
die östliche Küste von Südamerika, auf welcher die Mündung des Orinoco (Rio de la Possession y Mar dulce), die 
des Amazonen-Flusses (Costa Plaida) und das Vorgebirge San Augustin (südliche Breite 8° 19°) angegeben sind. Be 
diesem Vorgebirge, etwas südlich, wo der Name Puerto Hermoso steht, ist als Entdecker im Jahr 1499 Vicente Yañez 
Pinzon genannt. Die frühesten Namen des Cabo San Augustin waren Rostro Hermoso, Cabo Sta. Maria de la Con 
solacion und Cabo de Sta. Cruz. (Exam. crit. I. p. 314 — 316). Eine Küstenlinie ohne alle Namen, von Cabo de 
la Vela bis zum äussersten Norden, verbindet durch festes Land Venezuela mit Labrador. Man glaubt die Mündung 
des Rio Magdalena oder des Atrato zu erkennen, Nichts aber deutet auf eine Kenntniss der Configuration der 
Strecke von Puerto de Mosquitos am westlichsten Ende des Isthmus von Panama bis Honduras, *) eine Strecke, die 
Christoph Columbus erst auf der vierten oder letzten Expedition entdeckte (von Mai 1502 bis Nov. 1804); Nichts 
auf die Configuration des Golfs von Mexico, wohin Cortez erst 1519 schiffte, obgleich die Existenz der Mexicanischen 
Küste durch die Eingeborenen von Cuba früh schon bekannt war, eben so wenig ist das Littoral der jetzigen Vereinigten 
Staaten von Nordamerika speciell bezeichnet, obgleich Sebastian Cabot auf seiner zweiten Expedition für England die 
ganze Küste von dem Parallel von 67° ½ und der Terra de Bacalaos (Neufundland) bis zur Spitze von Florida, 
Cuba gegenüber, bereits im Sommer 1498 beschifft hatte. (Petr. Martyr. de Anghiera, Oceanica Decas III. lib. 6 
p. 267 und Biddle Memoir of Sebastian Cabot p. 34). In den nördlichen Regionen, in einer Mar discubierta per 
Yngleses, im Nordosten von der Insel Cuba, gibt aber die Weltkarte von Juan de la Cosa, durch viele Namen be 
zeichnet, die Entdeckungen Englischer Schifffahrer auf einer Küste an, die genau von Osten gegen Westen läuft 
unter 53° Breite, wenn man den von Cosa dargestellten Abstand des nördlichen Wendekreises vom Aequator zum 
Massstabe nimmt. Das Stück Küste, welches in dieser ostwestlichen Richtung dargestellt wird, ist wahrscheinlich 
die den St. Lorenzbusen nördlich begränzende Küste, gegenüber der jetzt so genannten Insel Anticosti. Die Isla 
Verde, nordöstlich von dem Cabo d’Inglaterra, wäre dann wohl Neufundland und nicht Grönland (Greenland). Die 
Küste, die sich plötzlich gegen Norden wendet, wird nur bis 70° ½ Breite verzeichnet und in Osten so weit vorge 
streckt, dass sie die Inseln Frieslanda der Brüder Zeni und Tille (Thule des Ptolemaeus, wahrscheinlich Island, Exam. 
crit. II. p. 113 — 116) umfasst. 
Von der frühesten Entdeckung des festen Landes von Amerika durch die von Bristol absegelnden 
Johann und Sebastian Cabot, an der Küste von Labrador, zwischen 56° und 58° Breite, den 24. Juni 1497 
(also volle 13 Monate vor des Columbus Entdeckung des festen Landes in Südamerika, im östlichen Theile 
der Provinz Cumana bei Punta Redonda; Exam. crit. T. I. p. 309) findet sich auf Cosa’s Karte kein ursprüng 
liches Zeugniss. Der von den Cabots berührte Punkt wurde von denselben immer mit dem Namen Prima 
Vista (terra primum visa) bezeichnet, gegenüber einer gleichen Insel, welche sie St. John nannten. Auf der 
Weltkarte von Juan de la Cosa finde ich unter den, den Engländern (d. h. den Cabots) zugeschriebenen Entdeckun 
gen blos das Wort Cabo de San Johan neben einer grossen Isla de la Trinidad, etwa 3° südlicher als Cabot': 
Angabe, wenn man überhaupt auf Cosa’s Breitenangaben viel fussen dürfte. Es ist hier der Ort zu erinnern, dass 
diese sogenannten ersten Entdeckungen des festen Landes von Nordamerika durch Johann und Sebastian Cabot, von 
Südamerika durch Christoph Columbus doch nur ein Wiederauffinden des Neuen Continents genannt werden müssen. 
*) Das Bild des grossen Christoph mit dem Jesuskinde bedeckt diesen Theil und unterbricht so scheinbar die Configuration des Littorals
	        
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