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werth, daß die Lernbegierigen erfahren, wie diese Entdeckung gemacht
wurde. Klesibios nämlich, in Alexandrien geboren, war der Sohn
eines Barbiers; an Talent und großem Fleiß aber vor den Uebrigen
hervorragend, hatte er, wie berichtet wird, an mechanischen Künsten
seine Freude. Da er nun in der Barbierstube seines Vaters einen
Spiegel so aufhängen wollte, daß, wenn man ihn herabgezogen hatte
und man ihn wieder hinaufbringen wollte, dann eine verborgene
Schnur das Gewicht des Spiegels wieder aufwärts zog, da brachte
er zu dem Zwecke folgende Vorrichtung gn. 3. Er stellte unter einem
Deckbalken (der Stube) eine hölzerne Rinne her und setzte in dieselbe
Rollen ein; durch die Rinne zog er dann die Schnur bis an die Ecke
und stellte dort eine senkrechte Röhrenfügung her, in welche er eine
Bleikugel, an die Schnur befestigt, hinabließ. Da nun das Blei¬
gewicht durch sein Hinabsinken in die enge Höhlung der Röhren auf
die in derselben enthaltene Luftmasse drückte, drängte sie die durch
den Druck verdichtete Luftmasse in raschem Entweichen durch die
Nündung in die freie Luft und preßte ihr, sobald sie mit der letzteren
in Berührung trat, einen hellen Ton aus.
4. Als daher Ktesibios beobachtet hatte, daß aus dem mit der
freien Luft in Berührung tretenden ausgepreßten Lufthauche Töne
entstünden, erbaute er zuerst, auf diese Grundlage fußend, Wasser¬
orgeln, ferner Wasserdruckwerke, die sogenannten Automateninstru¬
mente, und viele Arten von auf Verschönerung des Lebens berechneten
Werken, unter welchen er namentlich auch die Herstellung der durch
Wasser getriebenen Uhrwerke entwickelt hat.
Zuerst stellte er nämlich eine Mündung her, indem er diese ent¬
weder in einem Stücke Gold ausarbeitete, oder mit einem durchbohr¬
ten Edelstein; denn diese beiden Körper werden weder von dem
Hindurchfließen des Wassers angegriffen, noch bildet sich an ihnen
Unreinigkeit, welche das Mündungsloch verstopfen könnte. 5. Indem
nun das Wasser ganz gleichmäßig durch diese Mündung hindurch¬
sließt, hebt es ein umgestürztes Becken, das von den Technikern der
Kork oder die Scheibe genannt wird, auf welchem ein Stab ange¬
bracht ist, der mit gleichen Zähnchen besetzt ist, wie die damit in
Verbindung stehende Drehscheibe, welche Zähnchen, in einander ein¬
greifend, eine langsame regelmäßige Drehung und Bewegung verur¬