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und Wasserwage unzuverlässig sind. Der Chorobat aber besteht aus
einem etwas längeren Richtscheit von etwa zwanzig Fuß, welches an
den äußersten Enden ganz gleichartig gefertigte Schenkel hat, die in
die Enden des Richtscheites nach dem Winkelmaße eingefugt sind,
und Streben') zwischen dem Richtscheite und den Schenkeln, die
durch Einzapfung festgemacht sind. Diese Streben haben lothrechte
Linien aufgezeichnet, und diesen einzeln entsprechend hängen von dem
Richtscheite Bleilothe herab, welche, wenn das Richtscheit aufgestellt
ist und wenn sie genau auf die verzeichneten Linien einspielen, eine
wagrechte Lage anzeigen.
2. Wenn aber der Wind störend einwirkt und die Linien durch
die so hervorgebrachte Bewegung kein verlässiges Kennzeichen mehr
darbieten können, dann soll das Instrument oben eine Rinne von
sechs Fuß Länge, einem Zoll Breite und anderthalb Zoll Tiefe haben,
in welche man Wasser hineinzugießen hat, und wenn nun das Wasser
in durchaus gleicher Höhe den Rand der Rinne berührt, so wird man
wissen, daß die Lage wagrecht sei. Hat man so mit jenem Chorobat
das Niveau ermittelt, so ergibt sich auch das Verhältniß des Gefälls.
3. Es könnte aber vielleicht Jemand, der des Archimedes Bü¬
cher gelesen, einwenden, daß man mit Wasser keine verlässige Nivel¬
lirung vornehmen könne, weil das Wasser nach dessen Ansicht keine
wagrechte Oberfläche bilde, sondern eine sphäroidische Figur beschreibe,
und dort ihren Mittelpunkt habe, wo ihn auch die Erde hat. Allein
mag nun das Wasser eine Ebene oder ein Sphäroid bilden, so besteht
doch die Nothwendigkeit, daß die beiden Enden der Rinne auf dem
Richtscheite, wenn dieses in wagrechter Lage ist, das Wasser in einer
beiderseits gleichen Höhe halten. Wenn aber das Instrument schräg
geneigt ist, so wird auf der Seite, welche durch ihre Erhebung auch
die Rinne auf dem Richtscheit höher stellt, das Wasser den Rand der
Rinne nicht berühren. Denn nothwendig muß das Wasser, wohin
man es auch gießen mag, in der Mitte eine Schwellung und Krüm¬
mung haben, an den Enden zur Rechten und Linken aber beiderseits
1) transversaria, schräge Hölzer, die sich zu dem beiderseitigen rechten
Winkel, welchen die Schenkel mit den Enden des Horizontalbalkens bilden, sich
verhalten wie die Hypothenuse,