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zu machen sein, als die Säulengänge breit sein werden, ein Säulen¬
gang aber soll ein Dritttheil von der Breite des Mittelraumes haben.
Die oberen Säulen sollen, wie oben besprochen worden ist, kleiner
als die unteren gemacht werden. Der Mauergürtel ferner, welcher
zwischen den oberen und unteren Säulen sich hinziehen wird, dürfte
um ein Viertheil niedriger gemacht werden müssen, als die oberen
hoch sind, damit diejenigen, welche in dem oberen Stockwerke der
Basilika herumgehen, von den Geschäftsleuten') nicht gesehen werden.
Architrav, Fries und Kranzgesimse sollen nach den entsprechenden
Maßverhältnissen der Säusen, wie wir sie im dritten Buche ange¬
geben haben, berechnet werden.
6. Auch können wohl jene Basiliken die höchste Würde und
Schönheit entfalten, welche in der Art eingerichtet sind, wie ich eine
solche für die julische Colonie Fanum entworfen und gebaut habe,
deren Zahlen- und Maßverhältnisse in folgender Weise angeordnet sind:
Das Mittelschiff (Fig. 19. 20. A) 2) zwischen den Säulen ist hundert
zwanzig Fuß lang und sechzig Fuß breit; der Korridor (B) rings um
das Mittelschiff ist von den Säulen bis zu den Wänden zwanzig Fuß
breit; die von unten bis oben reichenden Säulen messen mit den
Capitälen fünfzig Fuß in der Höhe bei einer Dicke von fünf Fuß,
und haben an ihrer Rückseite Pilaster (a) zwanzig Fuß hoch, zwei
ein halb Fuß breit und anderthalb Fuß dick, welche die Balken (b)
tragen, auf welchen die Decke (c) des Säulenganges ruht; und dar¬
über werden andere Pilaster (d) angebracht, die achtzehn Fuß hoch,
zwei Fuß breit und einen Fuß dick sind und das Sparrenwerk (e) und
das Dach (f) der Säulengänge tragen, das etwas tiefer unterhalb
dem des Mittelschiffes angebracht ist. 7. Der noch übrige Raum (g)
zwischen der Balkenlage über den Pilastern und der über den Säulen
ist für das durch die Säulenzwischenräume eindringende Licht offen
1) Die sich unten in der Mittelhalle befinden.
2) Nach der von Vitruv ausführlich beschriebenen Construction des Ge¬
bälkes dieser Basilika kann dabei trotz dem Worte testudo nicht an ein Gewölbe
gedacht werden. Testudo bedeutet, wenn auch speciell Gewölbe, so im Allge¬
meinen jede Decke, wie dieß auch später (VI. 2) bei dem bedeckten Atrium der
Fall ist. Dasselbe spricht auch Barro (l. l.) bei Servius (ad Aeneid. I. 509)
unzweideutig aus.