Full text: Vitruvius: Des Vitruvius Zehn Bücher über Architektur

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machen. Ueber den Capitälen der Dreischlitze ist das Kranzgesimse 
(Geison, Corona, Karnies) aufzustellen in einer Ausladung von zwei 
Dritttheilen mit einem gewellten dorischen Leisten*) zu oberst und 
einem zweiten unterhalb, mit Einschluß der gewellten Leisten aber ist 
es eine halbe Maßeinheit hoch. Es müssen aber an der unteren 
Seite des Kranzgesimses, den senkrechten Linien der Dreischlitze ent¬ 
sprechend, und über den Metopenmitten die schräghängenden Dielen¬ 
köpfe mit dem Tropfenschema so eingetheilt werden, daß sechs Tropfen 
in der Länge und drei in der Breite in gehörigen Abständen sich 
reihen. Die Räume aber, welche übrig bleiben, weil die Metopen 
breiter sind, als die Dreischlitze, werden einfach leer gelassen, oder es 
werden dort Donnerkeile 2) ausgemeißelt; an dem unteren Rand des 
Kranzgesimses selbst soll eine vertiefte Linie hineingehauen werden, 
welche Skotia (die dunkle) heißt. Alles Uebrige, Giebelfeld, Rinn¬ 
leisten, Gesimse, soll so ausgeführt werden, wie es oben bei den ioni¬ 
schen Tempeln beschrieben ist. 7. Diese Einrichtung wird bei Bau¬ 
werken von weiterer Säulenstellung (Diastyle) Geltung haben. Wenn 
aber ein dichtsäuliger Tempelbau (Systylos) 3) mit je einem Drei¬ 
schlitze 9) errichtet werden soll, so theile man die Stirnseite des 
4) Ueber das Verhältniß des dorischen Kyma zu den anderen Ordnungen 
vgl. Bötticher, Tektonik der Hellenen S. 33 fg. 
2) fulmina. Die meisten Codices haben flumina, was man auf mäander¬ 
artiges Ornament bezogen hat. Da es jedoch für einen so oft unterbrochenen 
Raum kein ungeeigneteres Ornament geben könnte, als dieses, so haben alle 
Herausgeber die Lesart fulmina vorgezogen. Auf Figur 15 konnten die Tro¬ 
pfen der Hängeplatte nicht verzeichnet werden, ohne den unteren Welleisten des 
Geison zu verdecken, wurden daher weggelassen. 
3) Es wurde mit Unrecht bemerkt, daß die Intercolumnien dieses von 
Vitruv Systylos genannten Tempels eher den Abständen des Pyknostylos ent¬ 
sprächen, ja man hielt es sogar für nöthig, den Text dahin abzuändern. Da es 
jedoch nach vitruvischer Darstellung, bei welcher die Metopen immer anderthalb, 
die Triglyphen aber eine Maßeinheit in der Breite messen, hinsichtlich der In¬ 
tercolumnien nur zwei Arten geben kann, so kann die obige Classificirung des 
Pyknostylos, Systylos, Eustylos, Diastylos und Aräostylos nicht auf die dorische, 
sondern nur auf die ionische und korinthische Ordnung bezogen werden. Die 
zwei dorischen Arten aber setzt Vitruv als Diastyle einander gegenüber. 
) monotriglyphum, d. h. mit je einem Dreischlitz in den Säulenzwischen¬ 
räumen, im Gegensatz zu den zweien und dreien, wie sie oben den diastylen
	        
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