Full text: Zweyter Band (2)

SECHSTES BUCH. II. BEYLAGE. 
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fasst. Darauf senkt sich schräg ein Rasenstück — pulvinus — hinab, 
worauf allerley Thiere, die sich gegenseitig ansehen, von Buchsbaum vor¬ 
gestellt sind. Itzt eine Breite Acanthus, der weich und, ich möchte 
fast sagen, gewässert ist. Diesen umgiebt ein Gang — ambulatio, 
- der 
zu beyden Seiten mit niedern und mannichfaltig geschnittenen Hecken 
viridia — besetzt ist. Hinter diesem läuft, in Gestalt einer Renn¬ 
bahn P) — circus, — eine Allee — gestatio— um vielförmigen Buchs¬ 
baum und niedrig gezogene Zwergbäume — humiles et retentae manu arbu¬ 
sculae — her. Das Ganze ist mit einer Wand — maceria — verwahrt, 
bekamen eine Gartenähnliche Anlage. Die Gärten aber konnten noch keinen Anspruch 
auf Lustgärten machen. Man sah Küchengewächse und Obstbäume darin, und alles 
war zum ökonomischen Gartenbau eingerichtet. Die einzige Zierde bestand in Blumen¬ 
in Violen, Levkojen, Rosen, Hyacinthen, Lilien, weiter aber war hier nichts von einer 
Anlage und Einrichtung zum Vergnügen anzutreffen. Dieses fand man um die Villen 
oder Landhäuser der Römer. Sie benutzten einen grossen Theil der dazu gehörigen 
Ländereyen zu Gartenanlagen, sie verzierten dieselben und legten angenehme Spazier¬ 
gänge an. Die Gärten, Wiesen, Felder, Weinberge, Pflanzungen von Olbäumen, Wäl¬ 
der und Thiergärten, welche um die Villa herumlagen, waren so zusammen verbünden, 
dals sie ein schönes Ganzes ausmachten. Hin und wieder sah man kleine Tempel, Mo¬ 
numente und Lusthäuser. Flüsse durchwässerten die Fluren, Teiche und grosse Was¬ 
serstücke unterbrachen die Landpartien. Hügel und Berge wechselten mit ebenen 
Gegenden ab, Gebüsche und Wälder mit freyen Plätzen, und überall zeigten sich die 
schönsten Aussichten. So wie aber bey den Römern die Baukunst bald in Verfall kam¬ 
und in schlechtem Geschmacke ausgeführt wurde, so hatte die Gartenkunst ein gleiches 
Schicksal. Auch hier arteten die Römischen Künstler bald nach den Zeiten des Augu¬ 
stus, in Künstleyen und Spielereyen aus; auch hier wurde das Grosse vernachlässiget 
und die Schönheit in Kleinigkeiten gesucht. Die Hecken wurden zierlich beschnitten. 
und von Buchsbaum verschiedene Figuren von Thieren und andere Formen vorgestellt; 
man pflanzte Namen und andere verschiedene Dinge davon, und brachte noch mehr der¬ 
gleichen Spielereyen an. Diese schönen Villen wurden aber endlich durch die Zeit, 
durch Erdbeben, durch Vulkane, und durch die Verwüstungen der Barbaren zerstört.“ 
Siehe Encyklopädie der bürgerlichen Baukunst von C. L. Stieglitz, Art 
Garten. Siehe auch in Walpole's Anecdotes of Painting in England dessen Hit¬ 
tory of modern Taste in Gardening. 
p) Ein Circus bestand aus zwey langen parallelen Seiten von stufenweise stei¬ 
genden Sitzen, welche sich an einem Ende vermittelst eines Bogens, am anderen aber 
geradlinig schlossen; im Mittel erstreckte sich der Länge nach eine Mauer — spina,- 
worauf Tempel, Altäre, Obelisken und Statuen u. s.w. und an den beyden äussersten Enden 
Kegelsäulen — metae — standen. Durch diese Mauer im Mittel, und dadurch dass 
der Circus unten nicht offen, sondern in einer geraden Linie durch die daselbst befind¬ 
VITR. II. B.
	        
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