Full text: Zweyter Band (2)

M. VITRUVIUS P. BAUKUNST. 
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flucht bey schlechtem Wetter ist, da er durch Glasfenster e) — pecularia — 
und noch mehr durch das überhängende Dach wohl verwahrt wird. 
Dem Mittel dieses Saulenganges gegenüber ist ein anderer lustiger 
Hof — cavaedumn: — Darnach ein ziemlich schöner Speisesal — tri¬ 
dlirnium, — der bis an den Strand hinaus geht, und so oft der 
Südwestwind — Africus — das Meer in Bewegung setzt, von den bereits 
gebrochenen äufsersten Wellen bespült wird. Auf allen Seiten hat er Thu¬ 
ren, oder Fenster so grofs als Thüren, und also von beyden Seiten und von 
vorn die Aussicht gleichsam auf drey Meere; von hinten aber auf Hof 
cavaeditin, — Säulengang, Platz — areg, — noch einmal Saulengang, 
Wirthschaftshof — atrium, — Wald und Gebirge in der Ferne. 
Diesem Speisesale zur Linken liegt etwas zurückgezogen ein grolses 
Dann noch ein kleineres 
Zimmer — cubiculum amplum: 
minus, — welches Ein Fenster der aufgehenden und Eins der unter¬ 
gehenden Sonne öffnet. Letzteres sieht ebenfalls auf das darunter lie¬ 
gende Meer, zwar etwas mehr von fern, jedoch um desto sicherer. 
- objectus 
Durch dieses Zimmers und jenes Speisesals Stellung 
wird ein Winkel eingeschlossen, worin die lautersten Sonnenstrahlen sich 
verfangen, und durch den Wiederschein noch mehr erhitzen. Diels ist 
der Winterplatz — hibernaculum, — diess auch der Übungsplatz 
gymnasium — der Meinen. Da schweigen alle Winde, ausser denen, 
die Gewölke heraufführen, und eher des Orts Heiterkeit, denn Gebrauch 
rauben. 
An diesen Winkel schliefst sich ein Zimmer von elliptischer 
Form — cubiculum in apsida curvatum — an, dessen Fenster dem Laufe 
der Sonne folgen. In der Wand ist, wie in den Bibliotheken, ein Schrank 
e) Ein offenbarer Beweis, dals die Alten Glasfenster kannten, ist, dass man in der 
Villa zu Pompeji, in den Zimmern im obern Stockwerke Glasscheibenstöcke fand. 
Siehe Hamiltons Aufsatz von den Entdeckungen zu Pompeji. 
„Die Antiquarien waren zeither darin uneinig, ob die Alten Gläser in ihren Fenstern 
gehabt, oder nicht; gemeiniglich glaubt man das Letztere, und dass sie nur gewisse 
Steine, specularia genannt, gebraucht, und auch diese nicht gewöhnlich gehabt, 
sondern dass die Fenster offen gewesen. Allein jetzt hat man zu Pompeji Gläser in 
einem Fenster entdeckt, die ich noch darin eingesetzt sah, wie man sie gefunden, ohne 
etwas mehr als das Holz geändert zu haben, welches durch die Feuchtigkeit gelitten 
hatte; wiewohl selbst diess beweifst, dass der Gebrauch davon nicht sehr gemein war. 
Don Juan Andres Reisen durch Italien. I. Theil. S. 305.
	        
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