Full text: Zweyter Band (2)

SECHSTES BUCH. VIII KAPITEL. 
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Ich habe nunmehr, meinem Vorsatze gemäss, so gut ich ge¬ 
konnt habe, kürzlich die Beschaffenheit der Stadthäuser angegeben: 
Gange gieng man vier Stufen zu dem runden Platze hinauf, wo oben ein schönes Pa¬ 
viment oder Estrich von Marmo Africano und von Giallo Antico war. Es besteht 
dasselbe aus 22 Umkreisen, die sich gegen den Mittelpunkt verjüngen, von keilförmig 
gehauenen und abwechselnden Steinen, in deren Mitte eine grosse Rose ist, und die 
net itzt zum Fussboden im zweyten Zimmer des Herculanischen Museums. Es hält 
24 Römische Palmen im Durchmesser. Um diesen Fussboden gieng eine Einfassung 
von weisem Marmor von anderthalb Neapelschen Palmen breit, welche beynah einen 
halben Palm höher lag. — Aufser der Bibliothek war in dieser Villa, so viel ich habe 
erfahren können, ein kleines völlig dunkeles Zimmer, etwa von fünf Palmen lang, 
nach allen Seiten, und an 12 Palmen hoch, welches mit Schlangen bemalt war, wor- 
aus zu schliefsen wäre, dass es zu dem Eleusinischen geheimen Aberglauben gedient 
hätte, welches ein schöner Dreyfuss von Erz, den man hier fand, wahrscheinlich macht." 
Siehe Winkelmanns Sendschreiben von den Hereulanischen Entdek- 
kungen, Seite 27. u. f. 
„Zu Gragnano, oder in dem alten Stabiä fand sich eine Villa oder Landhaus, 
welche in den mehresten Stücken der Herculanischen ähnlich war. Mitten im Gar¬ 
ten war ein Teich von vier gleichen Abtheilungen, über welche eben so viel kleine 
Brücken von einem Bogen giengen. Um den freyen Platz umher waren auf der einen 
Seite zehen Gartenstücke; auf der andern Seite 10 Kammern zum Waschen oder Baden, 
welche wie im Herculano halb rund und eckicht wechselsweise folgten. Diese Kam¬ 
mern sowohl, als jene Felder waren durch eine Laube bedeckt, welche so wie jene 
gemacht war, und vorwärts auf eben solchen Säulen ruhete. Um den ganzen Garten 
war ein Wasserkanal an der innern und äussern Seite der Mauer geleitet." Siehe 
ebend. S. 29. 
„Die Lusthäuser oder Villen der verschütteten Städte, die nicht auf einer Höhe, 
wie die zu Pompéji lagen, waren am Meere gebauet, und in dasselbe hineingeführt, 
nicht bloss zur Lust, und um die kühle Luft der See besser zu geniefsen, sondern wie 
es scheint, auch zur Gesundheit. Dieses zu glauben veranlassen mich die Trümmer 
von sechs oder sieben Lusthäusern zwischen dem Hafen vom alten Antium, und der 
Stadt Nettuno, in einer Weite von anderthalb Milien gelegen. Von diesen Gebäuden 
liegen die Mauern zur Zeit der Flut, welche in diesem Meere alle 12 Stunden kommt, 
nicht über ein paar Palmen vom Wasser bedeckt, und in der Ebbe, Nachmittags und 
gegen Abend, auch in langen Tagen, bey der Sonnen Aufgang, kann man dieselben
	        
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