276
M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
Auf gleiche Weise, nur mit geringen Veränderungen erreicht
man denselben Zweck zu Schiffe.
Man stölst nehmlich durch die beyden Seiten des Bords eine
Welle und befestiget an deren aufser dem Schiffe hervorragenden
Enden Räder von vier Fuss im Durchmesser, an der Stirne rings
umher mit Schaufeln versehen, welche in das Wasser hinab reichen.
Ferner setzt man auf das Mittel der Welle mitten in das Schiff ein
Rad mit einem sich aus dessen Umfange erhebenden Zahne. Hier
bringt man ein Gehäuse an, worin ein Rad ist mit vierhundert gleich
weit von einander abstehenden Zähnen, in welche der Zahn des an
ference.: Galiani: „alla parte interna del mozzo della ruota s'incastra ferme
un tamburo il quale abbia un dente sollevato da sopra la fronte del suo giro¬
b. Dals ich dem zweyten Rade, dem Texte gemäs, ein Gehäuse, oder eine
Kapsel, oder Büchse — loculamentum — gebe.
c. Dals ich den langen Zahn des zweyten Rades nicht horizontal, nicht mit der
Achse dieses Rades parallel, sondern auf dieselbe perpendikulär stelle, und über die
an der Stirne befindlichen Zähne hinausragen lasse — prominens extra dentes; —
Rivius, Barbaro, Perrault, und Galiani stimmen mit mir überein: und
d. dals ich eben deswegen und weil Vitruv ausdrücklich sagt eadem ratione den¬
Latim, mir das dritte Rad gleichfalls als ein Stirnrad, nicht aber als ein Kamm- oder
Kronrad, wie es in der Abbildung angegeben ist, vorstelle.
Aulserdem sind in erwähnter Beylage der Reise des Herrn Nicolai, noch
sehr legenswerthe Nachrichten von alten und neueren Wegmessern anzutreffen. Siehe
dergleichen auch in J. Beckmanns Beyträgen zur Geschichte der Erfin¬
dungen i. Bandes 1. St. II. und 2. Bandes 3. St. VI.
Newtons Vorstellung des Vitruvischen Wegmessers fig. LXXXIX. und XC.
stimmt mit meiner Auslegung vollkommen überein; nur dass er den, über die anderen
Lahne hinausragenden Zahn des zweyten Rades auf die Stirne des Rades zu setzen
scheint, wodurch natürlicher Weise das Eingreifen des Zahns des ersten Rades in die
400 Zahne des zweyten Rades gestört würde. Vitruv sagt ausdrücklich, dass dieser
lange Zahn in die Seite des zweyten Rades eingesetzt werden müsse. Diess kann
auch geschehen, und der Zahn kann darum doch perpendikular gestellt werden; er
muls unterwärte nur gleich einem Winkelhaken gestaltet seyn.