Full text: Zweyter Band (2)

M. VITRUVIUS P. BAUKUNST. 
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nicht untergehen, das heifst, nicht unter die Erde sinken: Eben 
also gehen auch diejenigen Gestirne, welche sich um den, vermöge 
des Himmels Neigung unter der Erde verborgenen, Endpunkt der 
mittäglichen Axe drehen, nicht auf, das heifst, gehen nicht über 
die Erde hervor; daher uns denn ihre durch die vorstehende Erde 
verdeckte Gestalten unbekannt sind. Zum Beweise hievon dienet 
der Stern Canopus, den wir nur aus den Nachrichten der Kauf¬ 
leute kennen, welche bis in die entferntesten Gegenden Agyptens, 
die zunächst an der Welt Ende gränzen, gereist sind. 
Ich habe darum so genau von des Himmels Umwälzung — per¬ 
volitantia— um die Erde, und von der Stellung der zwölf Zeichen 
wie auch der nördlichen und südlichen Gestirne gehandelt; weil 
auf dieser Umdrehung des Himmels und auf dem, derselben entge¬ 
gengesetzten Laufe der Sonne durch die himmlischen Zeichen, 
ingleichen auf dem Nachtgleiche-Schatten des Zeigers — gnomon 
die Verzeichnung der Analemmen beruhet. 
Das Übrige der Sternkunde — astrologia,— nehmlich welchen 
Einflufs die zwölf himmlischen Zeichen und die fünf Planeten sammt 
Sonne und Mond in die Schicksale der Menschen haben; sey den 
Lehrbüchern der Chaldäer überlassen! Ihnen ist die Nativitäts¬ 
stellerkunst — genethliologiae ratio — eigen, vermöge welcher sie aus 
der Gestirne Stellung vergangene und zukünftige Begebenheiten weis¬ 
sagen können. Die Erfindungen, welche sie uns in ihren Schriften 
hinterlassen haben, zeugen vom Genie, vom Scharfsinné und von 
der Grösse derjenigen, welche von der Nation der Chaldäer ') 
abstammen. Berosus ") war der Erste derselben, der sich in der 
Insel und Stadt Kos niederliefs und daselbst eine Schule eröffnete. 
1) Siehe oben dieses Buchs 1.Kapitel. 
m) S. ebendas.
	        
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