ERSTES KAPITEL.
Anlegung der Gebäude in Ansehung der besonderen
Beschaffenheit des Orts.
Zur guten Anlegung der Gebäude wird erfodert, dass man haupt-
sächlich die Weltgegend oder das Klima, worin sie zu erbauen sind,
in Überlegung nimmt: denn anders sind die Gattungen der Gebäude
in Agypten, anders in Spanien, wiederum anders in Pontus,
desgleichen zu Rom und in den übrigen Ländern und Himmels¬
gegenden, je nach der besonderen Beschaffenheit derselben, anzule-
gen; weil die Sonne in ihrem Laufe hier in einem nahen, dort in
einem fernen, und anderwärts in einem mässigen Abstande von der
Erde steht. So wie nun die Beschaffenheit der Länder, nach Ver¬
schiedenheit ihres Abstandes vom Thierkreise und der Sonnenbahn,
verschieden ist; so müssen auch, nach Verschiedenheit der Weltge¬
genden oder des Klimas, die Gebäude verschieden angelegt werden.
In den nördlichen Ländern sind die Häuser gewölbt, äufserst
verschlossen und verwahrt, und gegen die warnien Himmelsgegenden
gerichtet, anzulegen; hingegen in den südlichen Ländern, die der
drückenden Sonnenhitze ausgesetzt sind, müssen sie sehr offen und
gegen Mitternacht und den Nordwind hingewendet, verfertiget wer¬
den. Auf solche Art hilft man den Gebrechen der Natur durch
Hülfe der Kunst ab.