M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
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sind, so leite man die Röhren am Abhange hernieder — in declinato
loco cursus dirigentur; — unten in der Tiefe aber mache man einen
nicht hohen Unterbau, so dass eine sehr lange Horizontalebene
-libramentum— entstehe. Diese wird der Bauch —venter, — bey
den Griechen aber vollia, genannt. Wenn darauf das Wasser zu
dem gegenüber liegenden Hügel gelangt, so wird es daselbst, weil
es in der langen Strecke des Bauches allmählig anschwillt, bis oben
Allein legt man
auf den Hügel hinauf getrieben —exprimere:
unten im Thale weder Bauch noch waagrechten Unterbau, sondern
bloss ein Knie — geniculus — an; so zersprengt der Druck des Was¬
sers die Röhren. Auch müssen im Bauche Luftlöcher —colum¬
narium — angebracht werden, um die Gewalt der eingeschöpften
Luft zu brechen. Eine nach dieser Methode eingerichtete Röhrlei¬
tung von Bley, ist die allerbeste, das Wasser bergabwärts, um
Gebirge herum, durch Gründe, und bergaufwärts zu leiten. Von
grossem Vortheil aber wird es zugleich seyn, wenn, nachdem das
Gefalle von der Quelle bis zur Stadt abgewägt worden ist, alle
24000 Fuss — inter actus ducentos — Wasserschlösser angelegt wer¬
den; damit man, wenn die Röhren irgendwo schadhaft werden,
nicht nöthig habe das ganze Werk umzustören, sondern gleich die
schadhafte Stelle ausfinden könne. Nur müssen diese Wasserschlös¬
ser weder bergabwärts — in decursu,— noch unten im Bauche — in
ventris planitie, — noch bergaufwärts — in expressionibus, — noch
überhaupt im Thale — in vallibus; — sondern auf ununterbrochener
Ebene — in perpetua dequalitate— angebracht werden.
Allein will man mit geringeren Kosten Wasserleitungen anle¬
gen, so verfertige man sie auf folgende Weise:
Man mache gebrannte, thönerne Röhren — tubuli — nicht unter
2 Zoll dick und an dem Einen Ende spitzig — lingulati, — dals eine