Full text: Zweyter Band (2)

M. VITRUVIUS P. BAUKUNST. 
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Substanz mit dem Wasser vermischt aus der Erde hervor; so wird 
sie durch die Wärme der Sonne und der Luft zu bestehen — con¬ 
gelari — genöthiget; wie diess ebenfalls in den Buchten ") — areae 
salinariae — mit dem Salze geschieht. 
Andere Quellen sind wieder, wegen der bittern Säfte des Bodens, 
worin sie entspringen, ganz bitter. Als in Pontus der Hypanis 
Fluls. Er fliefst von seinem Ursprunge an fast vierzig Meilen und 
ist vom sülsesten Geschmacke; darauf aber gelangt er, 160 Meilen 
von seinem Ausflusse, zu einem Orte, wo sich ein Quellchen mit 
ihm vermischt, das, so äufserst klein es auch ist, dennoch von der 
Stelle an, wo es hinein fällt, den ganzen grossen übrigen Strom bitter 
macht. Die Bitterkeit dieser kleinen Quelle rührt davon her, dass 
sie durch Erdlagen fliefst, worin Sandarach gegraben wird. 
Dals diese Verschiedenheit des Geschmacks vermittelst der be¬ 
sonderen Eigenschaften des Erdreichs entstehe, sehen wir auch an 
den Früchten. Wofern nicht die Wurzeln der Bäume oder Wein¬ 
stöcke oder anderer Gewächse den Saft zur Erzeugung der Früchte 
aus des Bodens besonderen Eigenschaften zögen; so würden auch 
überall, in allen Ländern, die Früchte von einerley Geschmack seyn. 
Wir bemerken aber, dass die Insel Lesbos Protyrer-Wein; Mäo¬ 
nien Katakekaumener; Lydien Meliter; Sicilien Mamertiner; 
Campanien Falerner; Terracina und Fundi Cäcuber; und noch 
andere Orte mehr unzählige andere Arten Weine von ganz ver¬ 
schiedenen Eigenschaften zeugen. Es müssen also wohl nothwendig 
des Bodens Säfte sammt ihrem eigenthümlichen Geschmack in die 
u) Nehmlich in den Buchten am Meere, welche dazu eingerichtet sind, dass 
das Seewasser sich darin aufhalten und verdünsten muss; wodurch das Meer- oder 
Bojsalz erhalten wird.
	        
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